Zwei Männer spielen Schach im Freien

Was ist eigentlich Ageism?

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Betrachtung von Ageism ist der Bereich des Gesundheitswesens. In der Corona-Pandemie wurde die Sonderrolle von älteren Menschen besonders deutlich: Als Hauptrisikogruppe waren sie in vielen Ländern Ausgangssperren und drastischen Kontaktbeschränkungen ausgesetzt, die als Eingriff in ihre Freiheit und Selbstbestimmung gedeutet wurden. In Deutschland sah man von einer derartigen Vorgehensweise ab und appellierte lediglich an die Eigenverantwortung der Senior*innen. Familienministerin Franziska Giffey betonte, dass ältere Menschen „mündige Bürger“ seien und es nicht zu einer „Zweiklassengesellschaft“ kommen dürfe. Im Kontext der Triage-Problematik, die während der Pandemie immer wieder Thema war, wird ebenfalls davon ausgegangen, dass man jüngeren Menschen beim Zugang zu lebenserhaltenden Maßnahmen den Vortritt lassen sollte. Es sei jedoch nicht angebracht, ältere Menschen pauschal „auszusortieren“, stattdessen müsse auf den Gesundheitszustand und die voraussichtliche Restlebenserwartung jedes einzelnen Individuums Acht gegeben werden. Kritiker*innen bemängeln, dass dies in Katastrophenfällen nicht in ausreichendem Maße geschieht und auch im medizinischen Normalbetrieb zu Lasten Älterer rationalisiert werden würde.

Ageism bei jüngeren Menschen

Dass auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter Ageism leiden, zeigte sich ebenfalls in der Corona-Pandemie – sie galten lange als Hauptverantwortliche für die hohen Infektionszahlen, da sie ihre Kontakte angeblich nicht ausreichend einschränken würden und statt dem Gemeinschaftsinteresse ihr eigenes Wohlergehen an erste Stelle setzten. Ein weiteres Beispiel ist in diesem Kontext die Veröffentlichung des „Besondere Helden“-Videos der Bundesregierung, in welchem jüngere Menschen als faule Partygänger porträtiert werden. Derartige Sichtweisen sind vor allem in den Köpfen älterer Personen tief verankert, weshalb es häufig vorkommt, dass alle Jugendlichen über einen Kamm geschert und die negativen Eigenschaften einzelner Vertreter*innen auf die gesamte Generation übertragen werden. Jüngere Menschen gelten in der Gesellschaft als laut, aufmüpfig, unreif und verantwortunglos und werden mitsamt ihrer Gefühle, Ideen und Innovationen selten ernst genommen. Dies beweist auch die Geschichte von Greta Thunberg, deren Fridays-for-Future-Bewegung lange belächelt wurde. Bis heute sind viele Menschen der Ansicht, Kinder und Jugendliche könnten sich nicht politisch einbringen, da sie eine zu naive Weltsicht und wenig Gespür für die Realität mit sich bringen würden.