#allesdichtmachen: Ironie in der Krise – wirklich?

ACHTUNG: KOMMENTAR DES AUTORS!

Nun zu meiner persönlichen Einschätzung der Clips und daher gleich eine Klarstellung zu Beginn: Ich habe mir nicht alle Clips in voller Länge angeschaut. Die Selbstgefälligkeit und der Zynismus der darin getroffenen Aussagen wurde mir nach etwa 22 Minuten zu viel. Wer also meint, dass ich damit disqualifiziert bin, darüber zu reden, der kann hier gerne mit dem Lesen aufhören.

Ich stimme Carola Holzners Statement voll und ganz zu – dieses lässt sich in diese zwei wesentlichen Punkte aufteilen:

1. „Was sollte diese Initiative bezwecken?“

Auf der Website heißt es, man wolle nicht die Gefahr des Virus leugnen. Stattdessen wolle man die Corona-Politik, die Kommunikation der Bundesregierung und den öffentlichen Diskurs anprangern und zu einer Diskussion anregen.

Wer die Nachrichtenlage verfolgt, weiß übrigens: Diese Diskussion existiert schon seit Beginn der Pandemie – da ist nichts, was „angeregt“ werden müsste! Diese Einstellung spielt nur denjenigen in die Hände, die ohnehin die ganze Zeit von einer „Corona-Diktatur“ und von einer Unterdrückung von Meinungen schwadronieren.

2. „Sie haben eine Schmerzgrenze überschritten“

Während Menschen an Beatmungsgeräten hängen, machen sich nun Schauspieler*innen über das Tragen von Masken, anderen Corona-Maßnahmen und Lockdown lustig: Jan Josef Liefers bemängelt den „blinden Gehorsam“ eben jener Menschen, die die Maßnahmen still befolgen, Cem Ali Gültekin kritisiert Corona-Tests an Schulen und Claudia Rippe prangert das ständige Gerede vom „Wir“ und den – ihrer Meinung nach anscheinend heuchlerischen Gemeinschaftsgedanken zurzeit an.

Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht all derer, die das Gesundheitssystem tagtäglich am Laufen halten, sondern auch aller Bürger*innen, die zum Schutz ihrer Mitmenschen über das gesamte letzte Jahr erhebliche Entbehrungen in Kauf genommen haben: Und das weder „still“, noch „unkritisch“, sondern aus Verpflichtung unserer Gemeinschaft gegenüber und einem Gefühl der Nächstenliebe gegenüber unseren Mitmenschen heraus. Selbstverständlich darf über Maßnahmen der Corona-Politik gestritten werden: Das geschieht tagtäglich und ist ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Die psychischen Probleme, die mit einem Lockdown für Kinder, Jugendliche und Erwachsene einhergehen können, werden nicht unter den Tisch gekehrt – in der sogenannten „Lügenpresse“ liest man ständig davon und über die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen wird auch heftig diskutiert.

Aber den Mythos der „Schlafschafe“ weiter zu befeuern und Gesundheitsvorkehrungen zu delegitimieren ist kein gesunder Beitrag zu unserer Demokratie: Schon gar nicht, wenn hierzulande inzwischen über 81.000 Menschen an eben jenem Virus gestorben sind, dem diese Maßnahmen gelten.

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Bildquelle: Screenshot von allesdichtmachen.de; CCO-Lizenz