Alte Freundschaften: Was macht sie so wertvoll?

Das spannende an loseren Freundschaften und dem zyklischem Zu- und Abnehmen von Treffen ist, dass man sich gut kennt und gleichzeitig aus den Phasen, wo man keinen Kontakt hatte, viel zu erzählen hat. Weiter Chance? Alte Freunde und Bekannte können neue und andere Perspektiven auf eigne Gedanken, Situation und eventuelle Probleme erzeugen. Freundschaften von früher sind häufig nicht in der eigenen Bubble, in der sich das jetzige Leben abspielt und in der man sich, meist zuerst, einen Rat einholt. Doch ist man manchmal so nah, dass eine objektive Sichtweise schwierig wird. Die besten Freunde sind manchmal einfach zu involviert. Auch wenn für ein Jahr Funkstille bei alten Freundschaften bestand, die gemeinsame geteilte Vergangenheit schweißt zusammen und formt ein „Wir-Gefühl“. Man teilt Nostalgie und Wehmütigkeit. Man schwelgt in alten Zeiten. Die vergangene erlebte Zeit muss jedoch als angenehm erlebt worden sein, um sich auch später gut zu verstehen.

Die meisten solcher Bekanntschaften haben Personen aus ihrer Kindheit und Jugend. Da diese Jahre meist als intensiv und sehr formend erlebt werden, sind es auch die Freundschaften aus dieser Zeit, die nicht so schnell vergessen werden. Ist es nicht auch so, dass das Erleben der jetzigen Freundschaften von den frühen Erfahrungen mit Freundschaft, Vertrautheit und Nähe bestimmt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass frühe positive Erfahrungen mit Freunden (Kindheit oder Jugend) einen guten Grundstein dafür legen, später auch gesunde, nährreiche und intime Beziehung aufbauen zu können. Wer hingegen vermehrt Erfahrungen mit Zurückweisungen oder verletzendem/ ausnutzendem Verhalten  erlebt hat, muss vielleicht eine längere Reflektion durchlaufen um sich später in angenehmen Freundschaften wiederfinden und vor allem sicher fühlen zu können.

Was macht eigentlich eine gute und gesunde Freundschaft aus?

Spaß, gemeinsame Interessen, gemeinsame Erinnerung. Ja auf jeden Fall. Freundschaften, die eher oberflächig geführt werden, können auch glücklich machen. Aber Freundschaften, die auf authentischer Zuneigung, Interesse und Liebe basieren und eine tiefe Vertrautheit entgegenbringen, können die eigene Persönlichkeit enorm stärken. Gerade in den Jahren von 15-30 sind Freundschaften im Grunde die wichtigsten zwischen menschlichen Beziehungen.

Alte Freundschaften haben also großes Potential. Es muss gar nicht von „verlorenem“ Kontakt gesprochen werden, denn genau die Zeit, in der man sich weniger sieht, kann eine Chance sein sich gegenseitig zu helfen und zu bereichern. Man teilt eine Vergangenheit miteinander, die der Freundschaft nicht weggenommen werden kann.

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Bildquelle: Anastasiia Rozumna on unsplash.com, CC0-Lizenz