Alvaro Soler

Alvaro Soler: Was bedeutet für dich Heimat?

ZEITjUNG: Hat sich was geändert in der Art wie du Musik machst, seit es dein Job ist? Es hängt jetzt nun mal deine Existenz mit dran.

Alvaro Soler: Natürlich. Das ist auch die Angst so ein bisschen. Aber man muss auch riskieren, weil es sonst keinen Spaß macht. Wenn man nichts riskiert, gewinnt man auch gar nichts. Ich glaube, in der Musik muss man sich auch jedes Mal dazu zwingen, zu riskieren. Das ist schön aus seiner Komfortzone rauszugehen, es wird sehr interessant in den nächsten Jahren. 

Natürlich komponiere ich ganz anders, wie als ich angefangen habe. Viele Sachen sind gleich, aber auch viele Sachen, die ich anders mache, oder weil ich jetzt einfach mehr gelernt habe (…). Aber alleine, dass ich mit anderen Leuten schreibe, hätte ich früher nie gemacht. Alleine die ganze Struktur ist natürlich auch viel, viel größer. Viel hängt davon ab und es gibt viel mehr Druck. Viele Leute sind von dem ganzen Konstrukt sozusagen abhängig. Das ist dann viel mehr Verantwortung und eine ganz andere Geschichte. 

ZEITjUNG: Was würdest du deinem jüngeren Ich oder jüngeren Menschen raten, die in Richtung Musik gehen möchten? Was ist dein Approach zu dem Thema?

Alvaro Soler: Ich war immer sehr realistisch. Mein Approach war, dass ich die Uni fertig gemacht habe und es dann keine guten Jobs gab. Ich dachte, ich bin 22 und ich mache jetzt nicht irgendwie blöde Jobs und dann muss ich noch drei Jahre warten, bis irgendwas passiert und habe nicht mal Zeit fürs Musik machen. Ich habe entschieden, dass ich Nebenjobs mache und zwei Jahre nur in der Musik arbeite. Dann bin ich jeden Morgen ins Studio gegangen (ich habe mir ein Studio aufgebaut in einem Keller von einem Kumpel von mir) und wir beide haben dann da Musik gemacht und produziert, Songs geschrieben usw. Wir haben eine richtige Routine gehabt. Am Ende ist harte Arbeit der Key für so was. Wenn man nicht hart arbeitet, dann kriegt man gar nix hin – auch wenn man talentiert ist. Wenn man viel Talent hat, aber nicht arbeitet, nutzt es einem gar nichts. Deswegen finde ich es mega wichtig, dass man Bock hat, dass man Neugier hat… Ich hatte ein Limit von zwei Jahren. Wenn ich es nach zwei Jahren nicht geschafft hätte, mit der Musik meine Miete zu bezahlen, dann wäre ich wieder zurückgegangen und hätte was in dem Bereich gesucht, in dem ich studiert habe. Da war ich schon sehr realistisch. Ich will auch meine Freundin ins Kino einladen können, es kann nicht sein, dass ich die ganze Zeit nur meinen Traum mit der Musik erfüllen will. 

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Fotoquelle: Christoph Köstlin