Referendum: Australier lehnen mehr Rechte für Indigene ab

In einem demokratischen Land sollte die Möglichkeit politischer Teilhabe eine Selbstverständlichkeit sein. Den in Australien beheimateten Aborigines wurde diese jedoch erneut verwehrt – diesmal per Referendum.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Mehr als 60 Prozent derer, die am Referendum teilgenommen haben, stimmten gegen eine Änderung der 122 Jahre alten Verfassung. Das Ziel der Änderung wäre es gewesen, die indigene Bevölkerung Australiens auch in der Verfassung anzuerkennen. Zudem wäre es ihnen ermöglicht worden, ein Gremium zu bilden, welches die Regierung in Fragen und Gesetzen, die sie betreffen, berät.

Das Referendum wurde vom amtierenden australischen Ministerpräsidenten Anthony Albanese auf den Weg gebracht. Der konservativen Opposition gingen die Vorschläge zu weit, einigen Indigenen wiederum nicht weit genug. Das Ergebnis der Volksabstimmung ist auf jeden Fall ein Rückschlag für die Aussöhnungsbemühungen der zugewanderten australischen Bevölkerung mit den Ureinwohner*innen des Kontinents, die indigenen Anführer haben bereits zu einer Woche des Schweigens aufgerufen.

Ein Votum, welches es so gar nicht geben dürfte

Dass es überhaupt zu so einem Referendum kommt, ist eine Frechheit: Während die ersten europäischen Siedler*innen vor rund 235 Jahren den Kontinent erreicht haben, leben die indigenen Völker, zu denen die Aborigines und die Völker der Inseln der Torresstraße zählen, schon seit über 60.000 Jahren dort. Wie lässt sich denn bitte erklären, dass diejenigen, die seit zehntausenden von Jahren den australischen Kontinent ihre Heimat nennen, noch immer die Erlaubnis derjenigen benötigen, die erst vor relativ kurzer Zeit hinzugezogen sind?

Und es ist nicht so, als gehöre das alles der Vergangenheit an: Auch heute wird die indigene Bevölkerung des Landes diskriminiert. Ihre Lebenserwartung ist niedriger als die anderer Australier*innen, sie sind im Durchschnitt schlechter ausgebildet und sie sterben häufiger in Polizeigewahrsam als weiße Menschen.

Dieses Referendum hat mal wieder gezeigt, wie ignorant wir doch sein können, wenn es darum geht, alte Fehler wiedergutzumachen. Das ist nicht nur ein Problem in Australien – es tritt überall auf, wo einst Kolonist*innen auf indigene Völker gestoßen sind und dachten, ihnen ihre Menschlichkeit und damit jegliche Menschenrechte absprechen zu müssen. Es sind also nicht nur die zahlreichen Australier*innen, die sich mal hinsetzen und darüber nachdenken sollten, worauf ihr Staat eigentlich aufgebaut wurde – und was sie anderen Menschen dabei weggenommen haben.

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Bildquelle: Jonas Schallenberg via Pexels, CC0-Lizenz