Die Börse – damals und heute

Von Bankenrettungen und Bodenpreisen

In der Finanzkrise 2008 geriet in Deutschland der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate in finanzielle Schwierigkeiten und wurde schlussendlich vom deutschen Staat – und somit den Steuerzahlern – gerettet. Das Gefühl, welches dabei erweckt wird: „Wenn die Börse gewinnt, gewinnen die Händler. Wenn die Börse verliert, verlieren wir alle“. Wann sie verliert, das weiß auch niemand so recht – Aktienkurse und Stimmung an der Börse können sich nämlich rasant ändern.

Dann gibt es noch Beispiele, in denen der Handel an der Börse effektiv unser Leben beeinflusst, sogar einschränkt. Denken wir da nur mal an die Preise von Wohnraum in unseren Städten: Für mich als Münchner mag es ein Affront sein, wenn von mir erwartet wird, knapp 1000 Euro kalt für nur ein Zimmer zu blechen. Die Spekulant*innen (die übrigens nichts mit denen aus der Anfangszeit der Börse zu tun haben) reiben sich in einer ihrer Luxus-Suiten dabei vermutlich diabolisch die Hände. Diese kaufen günstige Wohnungen auf und wandeln sie in Luxuswohnungen um – diese lohnen sich selbst dann noch für Spekulant*innen, wenn sie leer stehen. Die früheren Bewohner*innen und Eigentümer*innen werden folglich aus ihren Vierteln verdrängt, da diese für sie nicht mehr erschwinglich sind: Stichwort Gentrifizierung.

Die Preise für Wohnraum in München und anderen großen Städten steigen trotz Corona weiter an – genauso wie die Zahl der Wohnungslosen vielerorts. Aber was sollte denn auch sonst passieren, wenn Wohnungen kein Wohnraum mehr, sondern nur noch Geldanlage sind?

Und dann gibt es an der Börse noch die sogenannten Hedgefonds, deren Geschäftsmodell einzig und allein darauf ausgelegt ist, möglichst viel Kapital aus der Misere anderer zu schlagen, indem sie auf fallende Aktienkurse wetten.

Natürlich ist nicht jede Transaktion am Finanzmarkt mit ethisch „problematischen“ Praktiken verbunden: Die Börse ist auch immer noch ganz klassischer Handelsplatz für Waren, Aktien und Wertpapiere und wird kontrolliert. So gibt es etwa festgelegte Handelszeiten und die Preisbildung erfolgt unter Aufsicht, um die Markttransparenz zu verbessern und vor Manipulation zu schützen. Wenn du also mit Aktien handelst – vielleicht ja, um deinen Traum von der Frührente zu erfüllen – ist das an sich nichts Verwerfliches. Du solltest aber vielleicht darauf achten, in was du investieren willst und womit (und an wem) du dein Geld verdienst.

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Bildquelle: Wikimedia Commons; CCO-Lizenz