Frau vor ihrem Laptop mit erhobenen Händen als Geste der Verwirrung

CDU-Genderverbot: Echt jetzt?

Verbot für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt?

Die CDU zeigt bei progressiven Themen immer wieder dieselben Aktionsmuster: Solange eine Mehrheit der Gesellschaft gegen eine Entwicklung ist, hält sie mit Verboten hin. Bei einem Umschwung nehmen sie dann aber gerne die Früchte der Arbeit anderer, ignorieren deren Kampf für Veränderung und vereinnahmen den Punktsieg für sich. Bestes Beispiel dafür: die Ehe für alle. Wenn Christoph Ploß meint, er setze sich mit einem Verbot von gendergerechter Sprache für gesellschaftlichen Zusammenhalt ein und für die dahinterliegenden Probleme, dann ist das nur schwer zu glauben, wenn seine Partei (und nicht nur die CDU!) noch vor Kurzem geschlossen für die Beibehaltung des Transsexuellengesetztes gestimmt hat. Zu formulieren, sich um „echte Probleme“ kümmern zu wollen und nun doch die Debatte um ein Genderverbot als das erste laute Thema in ihrem Wahlkampf zu wählen, lässt auf einen einfachen Versuch des Stimmenfangs schließen. Vielleicht ist es genau diese Scheinheiligkeit, die so frustriert. Es werden lauter halbgare Argumente vorgelegt, anstatt zu sagen, was wirklich los ist: Wir haben keine Lust, uns zu verändern und wenig repräsentierten Gruppen zu helfen, sichtbarer zu werden, weil das momentan keine Wähler*innenstimmen bringt.

Ja, man muss nicht mit jeder Form der gendergerechten Sprache einverstanden sein, aber sollte man sich als Volkspartei nicht wenigstens die Mühe machen, den Diskurs konstruktiv mitzugestalten? Und konstruktiv ist fast alles, außer ein Verbot! Und wie sollte so ein Verbot überhaupt aussehen? Wenn eine Institution weiterhin genderneutrale Sprache verwendet, weil sie es als respektvoll gegenüber den angesprochenen Personen sieht, kommt dann die Genderpolizei, die so gerne der Gegenseite unterstellt wird?

Zum Schluss muss ich dann doch einer Aussage des RCDS zustimmen: „Sprache braucht Regeln, aber auch die Freiheit, sich selbst weiterzuentwickeln“. Ja, Sprache verändert sich ganz natürlich, die Freiheit dazu sollte man nicht mit einem Gesetz beschränken, besonders nicht für Menschen, die in Medien oder staatlichen Institutionen tätig sind und eine diverse Gesellschaft ansprechen. Und die Regeln kann man verändern und mitgestalten, man kann sich in den konstruktiven Diskurs stürzen und mitgestalten oder wenn man die Genderdebatte wirklich gar nicht erträgt, dann könnte man seine ganze Kraft für den Kampf für mehr gesellschaftliche Gleichberechtigung nutzen.

Wenn anstelle all dieser Alternativen aber doch nur der Einsatz für ein Verbot bestehen bleibt, kann ich nur noch um eines bitten: Seid wenigstens so ehrlich und nennt es das Verbot von gendergerechter Sprache, denn Gendersprache – es tut mir leid, euch das mitzuteilen, liebe Befürworter*innen des Verbots – die nutzt ihr auch, nur eben rein männlich gegendert.

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Bildquelle: Yan Krukov von Pexels