Gruppe Frauen

Das Phänomen des Gruppenzwangs

Gruppenzwang ist etwas ganz Alltägliches, das jeder und jede schon mal selbst erlebt hat oder zumindest dabei zugesehen hat, wie es passiert. Am häufigsten findet Gruppenzwang in der Jugend statt, allerdings kann er sich bei einigen Menschen auch bis ins Erwachsenenalter fortführen. 

Gruppenzwang kann bewusst oder schleichend unbewusst stattfinden und es ist unterschiedlich, wie anfällig Personen für diese Beeinflussung sind. 

Aber was ist Gruppenzwang überhaupt und was macht ihn so negativ? 

Menschen sind Rudeltiere. Sie sind, bis auf ein paar Ausnahmen, keine Einzelgänger:innen und fühlen sich am wohlsten in Gruppenkonstellationen. Diese geben ihnen Halt, Anerkennung und Sicherheit. Das kann etwas sehr Positives sein und Menschen miteinander verbinden, die Interessen teilen, gleiche Ziele verfolgen oder ähnliche Wertvorstellungen haben. 

Besagte Gruppen können auch negative Dynamiken entwickeln. Es entsteht der sogenannte Gruppenzwang. Hier übt die Gruppe Druck auf einzelne Individuen aus, die sich dadurch genötigt fühlen, Dinge zu tun oder Meinungen zu vertreten, ohne dass sie selbst hinter diesen Handlungen stehen. Manchmal sind diese Taten oder Verhaltensweisen erst das Ticket in eine Gruppe hinein und der Wunsch nach Anerkennung und Zustimmung überwiegt, sodass Menschen sich so weit verbiegen, bis sie dazu passen. Wenn man jung ist und cool sein möchte, merkt man häufig gar nicht, wie man sein Verhalten verändert. 

Menschen mit wenig Selbstbewusstsein sind meist Opfer des Gruppenzwangs. Sich in eine Gruppe einzufügen, schafft Orientierung in der Unsicherheit. Man wird sogenannte Mitläufer:innen, die wissen welche Klamotten cool sind, welche Musik man hören sollte und welchen Jungen man gerade süß findet. Dieser Weg ist bequem und deutlich einfacher, als selbst überlegen zu müssen, was man persönlich eigentlich im Leben gut findet. Konflikte werden vermieden und die Zustimmung in der Gruppe erzeugt ein Zugehörigkeitsgefühl. 

Diese Anpassung rührt aus einer menschlichen Angst heraus. Der Angst vor dem Alleinsein, vor dem Ausgeschlossen und dem Gemieden werden. Natürlich ist es erstmal nichts schlimmes sich so anzuziehen oder die gleiche Musik zu hören, wie jemand der als “cool” gilt. Wenn diese Anpassung allerdings zur Unterdrückung wird und man seine eigene Meinung nicht mehr offen kommunizieren darf, sollte man aufmerksam werden. 

Auf die eigene Meinung vertrauen

Es ist schwer sich und seine Werte zu finden, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen und sie nicht hier und da an das anzupassen, was das Umfeld verlangt. 

Gruppenzwang geschieht in kleinen Gruppen auf dem Schulhof und in ganzen Gesellschaften. Gesellschaftliche Konventionen, wie geselliger Alkoholkonsum oder die Familiengründung mit Kindern stehen als unausgesprochene Aufforderungen im Raum und wenn man sie nur in Teilen oder eventuell überhaupt nicht befolgen will, muss man sich für den fehlenden Kinderwunsch oder die fehlende Lust, Bier zu trinken rechtfertigen.

Um gegen den Strom zu schwimmen und für seine vielleicht nicht ganz konventionelle Meinung einzustehen, ist hart. Sich zu verstellen und etwas vorzutäuschen, was man nicht ist, allerdings auch. Es braucht viel Mut gerade in der Jugend nicht der zu sein, den alle erwarten. Individuen und verschiedene Persönlichkeiten machen unsere Gesellschaft bunter und sie hat sich in der Hinsicht zwar schon weiterentwickelt, hat aber noch einen weiten Weg vor sich. 

Man muss sich zwischendurch immer wieder daran erinnern, dass verschiedene Meinungen in Ordnung sind und man vielleicht gar nicht zu einer Gruppe dazugehören sollte, die das nicht so sieht. 

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Bildquelle: mentatdgt von pexels, CC0-Lizenz