Gruppengeschenke.

Hassobjekt: Geschenk-Gruppenzwang

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Geschenk-Gruppenzwang

Sobald ich der Whatsapp-Gruppe namens „Geschenk für XY“ hinzugefügt werde, geht es los: Der Geschenkgruppenzwang. Ich liebe Geschenke und ich liebe es, zu verschenken, aber ich liebe es nicht, nein eigentlich hasse ich es, mich Gruppengeschenken anzuschließen.

Ich habe einige enge Freunde, mit denen ich mir gerne Gedanken darüber mache, was wir einer gemeinsamen Freundin oder einem gemeinsamen Freund schenken möchten. Wir sind uns häufig einig darüber, was zu der beschenkten Person passen könnte oder in welchem preislichen Rahmen sich die Beteiligung am Geschenk bewegt. Aber bei allen anderen: Ciao, nein danke!

 

Die Skala reicht von Pfeffi bis Wellness-Wochenende

Es ist nämlich so, dass ich mit den Jahren bemerkt habe, wie krass sich einzelne Bekanntenkreise in Puncto kollektive Geschenke voneinander unterscheiden. Mein einer Freundeskreis verschenkt entweder nichts (was ich sehr schade finde) oder eine Flasche Pfeffi oder ein einsames Freibier als höchstes der Gefühle. Ein anderer Bekanntenkreis schenkt sich so krass übertriebene Geschenke, dass ich jedesmal in Schweiß ausbreche, wenn ein weiterer Geburtstag ansteht. Wellnesswochenenden, Designerhandtaschen, gemeinsame Urlaube oder eine Drohne (WTF?!?) gehören da zum guten Ton.

Ich glaube, dass häufig aus reiner Faulheit oder mangelner Kreativität absoluter Bullshit verschenkt wird. Denn häufig bin ich es, die mit kreativen Geschenkideen ankommt oder die ganze Diskussion ins Laufen bringt. Bin ich persönlich nicht am Steuer oder einer meiner engeren Freunde, fliegen mir gleich die Saunawochenenden um die Ohren. Ich finde, wie und was du schenkst, sagt viel über deine Beziehung zu der beschenkten Person aus. Ich möchte meinen Freunden etwas schenken, das persönlich ist, das ihren Interessen entspricht und von dem sie etwas haben. Ein Flasche Pfeffi habe ich noch nie verschenkt, das finde ich echt ziemlich sad.

 

Übertriebene Geschenke sind die Schlimmsten

Aber am Allerschlimmsten finde ich vollkommen übertriebene Geschenke. Freundschaften kann man sich nicht kaufen und sie werden auch sicher nicht besser durch gegenseitige überkandidelte Geschenke besser. Sowas löst in der Regel sowieso keine Dankbarkeit beim Geburtstagskind aus, sondern eher ein schlechtes Gewissen darüber überhaupt geboren zu sein.

Bei persönlichen Geschenken kann ich da in der Regel noch eingreifen, bei Gruppengeschenken nicht. Ich hasse den Gruppenzwang, der dabei entsteht. Als einzige abspringen und sagen, nein, ich beteilige mich nicht am 35-teiligen-Wein-Gustations-Set (Hallo, wir sind Twenty-Somethings, nicht Fifty-Somethings?!?), kommt einem sozialen Ans-Bein-Pinkeln gleich, da kann ich mich auch gleich selbst wieder ausladen. Zähneknirschend beuge ich mich dann dem Druck und steuere meinen Teil pflichtbewusst und mit weinendem Konto bei. Ich hasse dieses Angeben à la  „Wir schenken uns die teuersten Sachen, denn wir sind die besten Freunde“. Wenn du wirklich meinst, deine Freundschaften sind besonders gut, weil du dich regelmäßig in horrende Unkosten stürzt, rate ich dir, deine Freundschaft zu überdenken. Denn wie heißt es so schön: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

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Bildquelle: Unsplash mit CCO Lizenz.