Ein Mann geht durch eine dunkle Unterführung

#educateyourson: Wo stößt Erziehung an ihre Grenzen?

Die Britin Sarah Everard besuchte am 3. März eine Freundin in London und machte sich abends gegen 21 Uhr auf den Heimweg – auf dem sie spurlos verschwand. Tage später wurde ihre Leiche in einem Waldstück entdeckt. Ermittelt wird gegen einen 48-jährigen Polizisten. Der Spruch „Don’t protect your daughter – Educate your son“ existiert schon seit längerem. Spätestens seit dem Mord an Sarah Everard ist er aber in aller Munde. Wir fragen uns: Inwieweit kann Erziehung Gewalt gegen Frauen wirklich vorbeugen, und wo stößt sie an ihre Grenzen?

Ich glaube, dass keinem der Jungs und Männer, die mir in meinem Leben bisher nahestanden, explizit beigebracht wurde, dass sexuelle Belästigung oder Gewalt gegen Frauen in Ordnung ist. Bei einigen bin ich mir dessen sogar ganz sicher, weil ich mehr oder weniger mit ihnen aufgewachsen bin. Trotzdem würde ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie nie eine Frau belästigt haben oder sogar handgreiflich geworden sind.

Allein die Statistik spricht für sich: Einer Studienreihe von Statista zum Thema „Gleichstellung von Frauen und Mädchen in Deutschland“ zufolge wurden 60% der Frauen schon einmal in irgendeiner Form sexuell belästigt, und 22% haben sogar physische bzw. sexuelle Gewalt durch den aktuellen oder ehemaligen Partner erfahren. Statistisch gesehen ist es also unwahrscheinlich, dass keiner der mir nahestehenden männlichen Zeitgenossen sich niemals so verhalten haben soll – und das trotz vermeintlich guter Erziehung. Schauen wir uns doch also erst einmal an, welche anderen Faktoren dazu führen, dass Männer gewalttätig werden.