Brennende Kerze

Urlaub mal anders: Ein Ausflug nach Taizé

Wahrscheinlich haben die meisten schonmal davon gehört. Vom ominösen Ort in Frankreich, wo nur sehr gläubige Leute hinfahren und den ganzen Tag beten. Und ein bisschen ist da auch was dran.
Es stimmt, Taizé liegt in Frankreich. Das war es aber auch schon. Der Rest sind alles Vorurteile oder Geschichten, die über Taizé erzählt werden, die aber wenig mit der Realität zu tun haben.

Für diejenigen die sich gerade fragen, ob Taizé eine Sekte oder ein Urlaubsort für Christ:innen ist, es ist weder noch! Taizé ist ein kleiner Ort in Südfrankreich und ist der Sitz einer geistlichen Gemeinschaft. Gegründet wurde die Communauté von Frére Roger und derzeit leben dort 100 Brüder aus 30 Nationen der Welt. Sie haben sich ganz ihrem Glauben verschrieben und leben neben den ständig wechselnden Besucher:innen in einer festen Gemeinschaft. Taizé lebt von seinen Besucher:innen, denn nur wenn jeder und jede mit an packt, funktioniert der Alltag dort.
Direkt nach der Ankunft wird man in die Gemeinschaft integriert. Man bekommt eine Aufgabe, welche man für die Zeit seines Aufenthalt erledigen soll. Das kann Kochen, Spülen, Putzen oder die Kirche staubsaugen sein.

Jeder Tag in Taizé ist fast gleich und sobald man angekommen ist, wird man zu einem Teil von Taizé.  Morgens, mittags und abends gibt es jeweils einen Gottesdienst, das Taizégebet. Hier werden hauptsächlich Lieder gesunden und Texte vorgelesen. Es gibt feste Zeiten zu denen die zugeteilten Aufgaben erledigt werden müssen und drei Mahlzeiten am Tag, bei denen alle Bewohner:innen gemeinsam essen. Außerdem können sich die Besucher:innen einer sogenannten Biblegroup anschließen, in der über Bibelstellen geredet werden kann oder einfach neue Leute kennengelernt und Spiele gespielt werden können.

Man übernachtet entweder in Zelten oder in sogenannten Baracken, was sich wirklich viel mittelalterlicher anhört, als es ist und einfach nur ein schlecht gewählter Ausdruck für Schlafsäle ist.

Wer jetzt denkt, das ist nichts für mich, täuscht sich sehr wahrscheinlich.

Natürlich hat dieser Ort eine besondere Bedeutung für Menschen des christlichen und evangelischen Glaubens, jedoch ist jeder und jede, unabhängig vom Glauben oder eben auch ohne Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, dort willkommen. Der Glaube wird weder bei der Ankunft, noch zu irgendeiner anderen Zeit abgefragt. Es spielt überhaupt keine Rolle, denn in Taizé geht es nicht darum, ob oder wie stark man glaubt, sondern um das Leben in der Gemeinschaft und vielleicht auch darum, wieder zu sich selbst zu finden. Man darf es zwar nicht mit Urlaub verwechseln, denn Taizé ist immer noch ein Ort des Glaubens und auf die Mitarbeit seiner Besucher:innen angewiesen, jedoch geht es auch ums zur Ruhe kommen und sich eine Auszeit vom Alltagsstress zu nehmen. Niemand wird zu etwas gezwungen und alles geschieht nach persönlichem Maß.  

Für vielen Menschen steht Taizé weit oben auf der Bucketlist und falls das bei euch nicht so sein sollte, würde ich da auf jeden Fall nochmal drüber nachdenken.  

Von einer Woche bis zu einem Aufenthalt mit unbegrenztem Ende – Man bleibt, solange man will. Viele Menschen sind dort als Volunteer und bleiben für eine längere Zeitspanne. Andere kommen regelmäßig für eine Woche.

Menschen aus aller Welt kommen nach Taizé und wenn man es richtig anstellt, kann man dort viele tolle Leute aus unterschiedlichen Kulturen kennenlernen. Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern reisen zu internationalen Treffen nach Frankreich und treffen auf Gleichgesinnte, die ebenfalls die Atmosphäre Taizés erleben möchten.

Um den Ort in vollen Zügen erleben zu können, ist es wichtig, sich auf die Erfahrung einzulassen und möglichst ohne Vorurteile alles mitzumachen. Vieles läuft dort anders, es ist nicht immer alles so sauber, wie man es von zu Hause kennt und vielleicht sind die Gebete erstmal etwas fremd. Jedoch gewöhnt man sich sehr schnell ein, sodass man schon am zweiten Tag das Gefühl hat, schon immer in Taizé zu sein. Niemand ist dort fremd, weil ständig jemand abreist und neu hinzukommt, sodass es überhaupt nicht auffällt, wenn man zwischendurch nicht weiß, was gerade abgeht. Die Menschen sind herzlich und dazu ist in Frankreich das Wetter bekanntlich die meiste Zeit ziemlich nett.

Wenn es dir nicht gefällt, kannst du einfach wieder abreisen und selbst wenn diese Erfahrung nur dazu gedient hat, zu sehen, das Taizé persönlich nichts für dich ist, macht das auch nichts.
Taizé ist eine ganz besondere Erfahrung, die jede und jeder einmal in seinem Leben gemacht haben sollte. Also wenn ihr die Chance dazu habt, ergreift sie und seht selbst.

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Bildquelle: Matej Novosa, CC0-Lizenz