Frag Oma Heidi: Wohin mit all der Zeit und negativen Gedanken?

Woher wissen wir, dass es Liebe ist? Was ist wichtig für eine lange Freundschaft? Und wie finden wir heraus, was wir wirklich wollen? Das Leben ist voller Fragen. Fragen, die wir unseren Großeltern nur selten stellen. Unsere Autorin spricht mit SeniorInnen über das Leben und findet: Wir können viel von ihnen lernen.

Zuhause unter Quarantäne

Besonders in dieser wilden Zeit, in der wir Familie und Freunde nicht sehen und umarmen können, sind wir manchmal rat- und hilflos. Da fühlt sich eine kleine Weisheit so warm an wie eine Umarmung. Zumindest fast. Wir versuchen es einfach mal.

Oma Heidi (71), wohin mit all der Zeit und den negativen Gedanken?

„Unser Alltag hat sich ein bisschen verändert. Mein Mann ist demenzkrank, deswegen ist er zweimal die Woche in einer Tagesklinik. Normalerweise nutze ich diese Tage, um mich mit meinen Freundinnen zu treffen. Wir gehen gerne gemeinsam shoppen oder einfach nur einen Kaffee trinken. Ich mag es so gerne, mit Menschen zusammen zu sein und etwas zu erleben. Jetzt habe ich diese Tage für mich alleine und nutze die Zeit, um ganz in Ruhe ein gutes Buch zu lesen, zu malen oder das Haus zu dekorieren. Wenn mein Mann zuhause ist, lassen wir uns einfach mal richtig Zeit. Wir frühstücken ausgiebig und ich koche das Mittagessen, obwohl ich das eigentlich gar nicht so gerne mag. Wenn ich mich danach auf meinem Sofa ausruhe, schaue ich hin und wieder „Shopping Queen“ – diese verrückte Sendung mit Guido. Verrückt und lustig, aber manchmal muss das sein. Danach gibt es Kaffee und Kuchen – manchmal sogar auch noch ein Eis. Durch die Krankheit meines Mannes bin ich sehr eingeschränkt. Das macht mich hin und wieder ein bisschen traurig.

Wenn ich merke, dass sich in meinem Kopf negative Gedanken anstauen, rufe ich meine beste Freundin an. Meine beste Freundin und ich sind Tag und Nacht füreinander da. Wir haben uns auch für einige Jahre aus den Augen verloren, aber fanden wieder zueinander. Gute Freunde sind sehr wichtig. Oft rufe ich in solchen Momenten auch meine Enkelin an oder ich schicke ihr einfach eine kurze Sprachnachricht. Darin erzähle ihr, was in meinem Kopf herumschwirrt. Sie ruft mich meistens direkt danach zurück und wir sprechen darüber. Es tut gut mit ihr zu reden. Inzwischen skype ich auch oft mit meinen Freunden und der Familie. Es ist so schön, wenn man sich sehen kann. Nach diesen Gesprächen geht es mir immer gut. Da merke ich wieder, wie wichtig es ist, dass wir alle das Lachen nicht verlernen.“

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Illustration von Rupert Gruber