Frag Oma Karin: Was mache ich, wenn mein Partner mir auf die Nerven geht?

Woher wissen wir, dass es Liebe ist? Was ist wichtig für eine lange Freundschaft? Und wie finden wir heraus, was wir wirklich wollen? Das Leben ist voller Fragen. Fragen, die wir unseren Großeltern nur selten stellen. Unsere Autorin spricht mit SeniorInnen über das Leben und findet: Wir können viel von ihnen lernen.

Zuhause unter Quarantäne

Besonders in dieser wilden Zeit, in der wir Familie und Freunde nicht sehen und umarmen können, sind wir manchmal rat- und hilflos. Da fühlt sich eine kleine Weisheit so warm an wie eine Umarmung. Zumindest fast. Wir versuchen es einfach mal.

Oma Karin (79), was mache ich, wenn mein Partner mir auf die Nerven geht?

Mein Mann Gernot und ich waren 58 Jahre lang verheiratet. In dieser Zeit sind wir uns natürlich auch hin und wieder auf die Nerven gegangen. Nach einem großen Streit war die Aussprache für uns immer besonders wichtig. Dabei musste dann aber alles gesagt werden. Bei uns wurden alte Themen nicht noch einmal aufgewärmt. Ich denke, dass dieses „Aufwärmen“ von Problemen einer Beziehung nicht guttut.

In unserer Beziehung gab es meistens eher kleinere Streitigkeiten und die konnten wir zum Glück relativ schnell aus der Welt schaffen. Gernot musste zum Beispiel oft Tag und Nacht arbeiten. War er dann zusätzlich noch mit dem Wohnungsputz an der Reihe, überforderte ihn das manchmal. Er war dann genervt von mir und ich von ihm. Das haben wir auch geradeheraus gesagt. Anschließend sind wir uns einfach eine Weile aus dem Weg gegangen. Ganz so einfach war das allerdings nicht. Unsere erste gemeinsame Wohnung war sehr klein und die beiden Kinder turnten da auch herum. Einer von uns ist dann häufig einfach aufs Fahrrad gestiegen. Ein paar Runden drehen, Abstand gewinnen und den Kopf freibekommen – das tat gut! Wir haben uns in unserer Beziehung immer den nötigen Freiraum gegeben. Jeder von uns hatte eigene Aufgaben, Interessen und Hobbys. So konnten wir die Zeit alleine auch nutzen und genießen. Die kleine Auszeit war also unser Wundermittel. Danach ging es uns meistens besser und große Worte der Klärung waren oft gar nicht mehr nötig. Diese stumme Zwiesprache funktionierte nur deshalb so gut, weil wir uns kannten und unsere Launen akzeptierten. Am Ende des Tages haben wir uns dann einfach nur im Arm gehalten. Keine Worte, nur Umarmungen. Diese Geborgenheit – das war unser Frieden.“

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Bildquelle: Illustration von Rupert Gruber