Ungleichheit vor dem Gesetz? – Die größten Missverständnisse zur Frauenquote

Vor knapp einer Woche hat sich der Parteivorsitzende der CDU, Friedrich Merz, im ZDF-„Sommerinterview“ für eine Frauenquote ausgesprochen – aber nur bedingt. Die Skepsis gegenüber dem Aushängeschild der Gleichberechtigung ist nicht neu, aber fußt sie auch auf Fakten?

Der Sinneswandel des CDU-Chefs kommt für die meisten doch sehr überraschend, hat sich doch Friedrich Merz lange Zeit dagegen ausgesprochen. Natürlich können Menschen ihre Meinung zu Themen durch eigenen Erkenntnisgewinn oder Überzeugung durch andere auch ändern, was gutzuheißen ist – gerade dann, wenn es uns alle einen Schritt nach vorne bringt. Aber dann schimmert doch etwas vom alten Merz durch: Die Frauenquote soll befristet sein (was per se nichts Schlechtes ist, dazu später mehr) und ist seiner Meinung nach auch nur die „zweitbeste Lösung“ für die sehr niedrige Anzahl an Frauen in der Partei:

»Ich möchte, dass junge Frauen für die Partei und in der Partei mitarbeiten. Aber das geht um Sachfragen und gar nicht so sehr um Personalfragen«

Friedrich Merz (CDU-Parteivorsitzender)

Sowohl im Bundestag als auch bei den Parteimitgliedern schafft es die Union auf einen Frauenanteil von gerade mal 23,5 Prozent beziehungsweise 26,6 Prozent – nur rund ein Viertel. Aber wenn es sich wie laut Merz nicht um eine Frage des Personals, sondern der „Sache“ handelt, stellt sich trotzdem die Frage: „Warum ist das denn so?“

Eine Frage der Repräsentation

Frauen bringen Frauenthemen und -perspektiven mit: Das ist in Politik und Unternehmen, aber auch an der Uni und im Freundeskreis so. Dazu gehören dann oft auch Themen, deren Ausmaß und Dringlichkeit mir als Mann gar nicht so bewusst sind.

Klar ist Sexismus widerlich, genauso wie Catcalling und andere Formen von sexueller Belästigung. Das ganze Ausmaß der Probleme und die schiere Häufigkeit, in der sie vorkommen, unterschätze ich als Mann aber aufgrund mangelnder Erfahrung oft ganz instinktiv. Erst im Gespräch mit Freundinnen, die solche Erfahrungen gemacht haben, fällt mir plötzlich wieder auf: „Scheiße, es kommt doch öfter vor, als ich dachte.“. Wir brauchen also immer die Perspektiven von Frauen und Männern, wenn wir das ganze Bild und nicht einzelne Fragmente sehen wollen.