„Damals warst du echt hässlich“ – Problematischer Glow-Up Trend

Einen Trend, bei dem der sogenannte „Glow-Up“ gezeigt werden soll, findet man auf TikTok wie Sand am Meer. Manchmal wird ein positives Bild davon vermittelt, sich verändert zu haben, manchmal aber auch ein negatives. Eines haben diese Trends gemeinsam: Unter dem Begriff „Glow-Up“ versteht man meistens eine Gewichtsabnahme oder eine aknefreie Haut. Der neue Trend bezieht sich darauf, wie Menschen, die vor ihrem „Glow-Up“ gemobbt wurden, jetzt kaum wiederzuerkennen sind.

Auf TikTok kursiert derzeit einer von vielen Glow-Up-Trends. Unter dem Lied „Mil Horas“ von Los Abuelos de la Nada sieht man zunächst ein Video aus der Gegenwart der User*innen, geziert von Worten wie „Du siehst jetzt so anders aus, erinnerst du dich noch, als wir uns über dich lustig gemacht haben?“. Anschließend folgt ein Foto oder Video aus der Vergangenheit, auf dem man die Person vor einigen Monaten oder Jahren sieht, mit dem Text „Ich erinnere mich“. In den meisten Fällen haben sich die Nutzer*innen auffällig verändert, sei es durch ihre Kleidung, ihr Gewicht oder ihre Haut. Der Schwerpunkt bei diesem speziellen Glow-Up-Trend liegt darauf, dass diejenigen, über die damals gelacht wurde, Jahre später immer noch daran denken und diese Verletzungen mit sich tragen. Währenddessen erinnern sich die „Bullies“ nur bedingt daran und erkennen nicht, welchen Schaden sie anrichten können. Außerdem spielt das Thema „Pretty-Privilege“ wieder eine Rolle, da die Nutzer*innen nun dem „Schönheitsideal“ entsprechen und niemand mehr über sie lacht. Viele Kommentare unter den Videos spiegeln das auch wieder: „Verrückt wie anders Menschen dich behandeln, wenn du einmal Gewicht verloren hast“, schreibt beispielsweise jemand.

@_cryspyjvmes_

Friendly reminder words HURT… I remember trying so hard to fit in & make friends just to be laughed at 🫠 #fyp #foryou #lgbt #ftm #transmenoftiktok #transman #tpoc #tattoos #california #capeverdean

♬ Mil Horas – 🔵🔴

Glow-Up Trends prinzipiell problematisch?

Viele dieser Trends gelten lediglich als eine harmlose Form von Unterhaltung sowie eine Möglichkeit, zu zeigen, wie sehr man sich verändert hat. Dennoch gibt es potenziell problematische Aspekte. Zum Beispiel können solche TikToks den Druck auf junge Nutzer*innen erhöhen, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Wenn sie aktuell nicht diesem Ideal entsprechen, kann das zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Sie sehen, wie die anderen nach ihrem „Glow-Up“ besser behandelt werden, und wünschen sich daher möglicherweise dasselbe. Darüber hinaus fördert der ein oder andere Glow-Up-Trend, manchmal indirekt, Oberflächlichkeit. Die Betonung der Wichtigkeit des äußeren Erscheinungsbildes führt dazu, dass Aspekte wie Persönlichkeit oder besondere Talente unwichtiger erscheinen. Anstatt sich ausschließlich auf äußerliche Veränderungen zu konzentrieren, sollten junge Nutzer*innen ermutigt werden, sich selbst zu akzeptieren.

Natürlich sind nicht alle Glow-Up-Trends pauschal problematisch. Ein weiterer aktueller Trend unter dem Sound „The Winner is“ von DeVotchKa & Mychael zeigt die Verbesserung der mentalen Gesundheit. Auf dem ersten Foto sieht man eine Person mit Tränen im Gesicht und der Beschriftung „healing?“. Darauf folgt ein zweites Foto, auf dem man diese Person lächelnd sieht, ebenfalls begleitet von dem Wort „healing.“. Dieser Trend fördert weniger das oberflächliche Verständnis eines Glow-Ups. Letztendlich liegt es also an den Nutzern*innen, wie sie mit solchen TikToks umgehen. Anstatt aus dem aktuellen „Mil Horas“-Trend mitzunehmen, dass man abnehmen muss, um gemocht zu werden, sollte man sich vielleicht eher darauf konzentrieren, dass Worte über das Aussehen anderer eine lebenslange Rolle spielen können.

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Bildquelle: Alex Green via Pexels, CC0-Lizenz