Frau schaut auf ihr Handy. Bild: Pexels

Hassobjekt: Leute, die ewig nicht antworten

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autor*innen nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Leute, die ewig nicht antworten. 

„Hey, ich ziehe diesen Samstag um und suche noch ein paar helfende Hände. Hättest du am Samstag Zeit?“ Und dann? Nichts. Eine Stunde, zwei Stunden, acht Stunden vergehen. Immer noch nichts. „Hey es wäre wirklich cool, wenn du helfen könntest, gibt auch ein Bier danach.“ Dann endlich, abermals mehrere Stunden später: „Hey sorry, ich hab’s leider jetzt erst gesehen.“ Ist klar. 

Ob beim Umzug, wenn das Geburtstagsgeschenk für Oma organisiert werden muss oder damals bei der Abizeitung – niemand meldet sich. Nie. Dieser Artikel soll nicht fälschlicherweise die Personen beschuldigen, die die Nachricht tatsächlich nicht gesehen haben oder keine Zeit hatten, sie zu beantworten – Arbeit, Uni, Sport, ist ja alles nachvollziehbar. Aber nein, über wen ich mich heute ärgern möchte, sind die Bewusst-Nicht-Antwortenden, die Neue-Nachricht-Ignorierenden, die Sich-Nicht-Verantwortlich-Fühlenden – ganz einfach alle, die nicht antworten, wenn sie es eigentlich sollten. 

Und nein, glaubt nicht, ich will mich da herausnehmen und das Unschuldslamm spielen. Klar, habe ich manchmal einfach keine Lust zu antworten – man müsste sich ja Gedanken machen, vielleicht sogar sich erst im Bett aufrichten, alles viel zu anstrengend. Aber mittlerweile gebe ich mir wirklich Mühe, jedes Mal meinen inneren Schweinehund zu überwinden und so schnell wie möglich eine Antwort zu geben. Lasst mich erzählen, wieso. 

Verantwortung wahrnehmen statt wegschieben 

Bei den genannten Beispielen – Abizeitung, Umzug, Geschenk für Oma – geht es um Gruppenprojekte. Und damit auch um Verantwortung. Das große Problem: Die Person, die sich dazu entschließt, als erstes etwas in die WhatsApp-Gruppe zu schreiben (was zwangsläufig irgendwann passieren muss), ist automatisch hauptverantwortlich für das Projekt. Auch wenn sie das gar nicht wollte. Denn wenn man etwas in die Gruppe schreibt und von niemandem eine Antwort erhält, führt es in geschätzt 100% der Fälle dazu, dass man sich selbst drum kümmern muss. Greifen wir doch einmal das Beispiel mit Omas Geburtstagsgeschenk auf. Jemand, nennen wir sie Johanna, fragt in die Gruppe, wer das Geschenk noch besorgen könnte. Niemand antwortet. Weil Johanna aber das Thema überhaupt erst angesprochen hat, muss sie sich darum kümmern und das Geschenk selbst kaufen – und hat da natürlich auch keine Lust drauf.