Katrin Bauerfeind spricht über "Frau Jordan stellt gleich". Quelle: © Joyn/Johanna Brinckman

Katrin Bauerfeind: „Humor kann das Unerträgliche erträglicher machen“

ZEITjUNG: Es gibt eine Szene, in der Eva und Renate sich gegenseitig vom Redepult verdrängen und die Redezeit wegnehmen. Auch Frau Sommerfeld ist ein Beispiel dafür, dass Frauen ständig gespiegelt bekommen, dass sie sich durchbeißen müssen, weil es nur einen Platz für eine Frau gibt. Wie ist das in Ihrem Umfeld? Erfahren Sie viel Empowerment?

Katrin Bauerfeind: Zwischen Eva und Renate ist es ja eher was Persönliches. Frauen, selbst frei erfundene Frauen, sind nicht automatisch die besseren Menschen. Bei der Sommerfeld geht’s um diesen Konflikt, den Karrierefrauen oft haben: Die Plätze für Frauen sind begrenzt und früher hat es vermeintlich geholfen, die Konkurrentin wegzubeißen, als zusammen eventuell mehr zu erreichen. Aber meiner Meinung nach schärft sich da grade das Bewusstsein und Frauen sehen, dass andere Frauen die besten Verbündeten sind. Es ist noch ein Weg, aber immerhin geht’s los.

ZEITjUNG: Wie Eva in der Serie sagt, können BHs manchmal ganz schön nerven. Es muss selbstverständlich werden, keinen zu tragen, wie Larissa das tut, oder auch viele in meinem Umfeld. Sehen Sie im TV-Geschäft da schon eine Veränderung?

Katrin Bauerfeind: Es gibt immer noch TV-Sender, wo nach 23 Uhr keine Frau einen BH trägt. Aber davon abgesehen finde ich, jede Frau sollte tragen oder nicht tragen, was sie mag, ohne dafür beurteilt zu werden. Drunter und drüber.

ZEITjUNG: Sie sagten, Eva habe Eier, sie tritt ihrem Ex-Chef in den Schritt. Wem würden Sie am liebsten in die Eier treten?

Katrin Bauerfeind: Dem Universum.

ZEITjUNG: Renate kümmert sich um die kleinen Dinge, Eva hat da manchmal nicht den Nerv dafür, wie ist das bei Ihnen?  

Katrin Bauerfeind: Da bin ich ganz bei meiner Rolle.

ZEITjUNG: Inwiefern sind Sie Eva ähnlich? Was mögen Sie an ihr? Was nicht? Was hätten Sie gerne von ihr?

Katrin Bauerfeind: Eva greift weitgehend auf meine Emotionen zu. Wir sind spontan und lustig und haben etwas Unbeschwertes. Ich bin allerdings nicht so mutig und wäre mir meiner Sache niemals so sicher wie sie. Ich scheitere dafür aber auch nicht so spektakulär wie sie, aber halt leider auch nie so lustig.

ZEITjUNG: Was bedeutet für Sie Feminismus? Warum kann und muss jede*r Feminist*in sein? 

Katrin Bauerfeind: Feminismus bedeutet, dass Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie Männer haben sollten. Fertig. Es ist nicht so schwer.

ZEITjUNG: „Humorfeminismus“ ist auch nicht für alle, aber warum glauben Sie, brauchen wir mehr davon?

Katrin Bauerfeind: Der Begriff ist schon fünf Jahre alt. Damals haben alle die Augen verdreht, als ich gesagt hab, dass ich jetzt lustige Kurzgeschichten schreibe, wie sich’s heutzutage als Frau in Deutschland lebt. Männer fanden’s blöd, wegen ist nicht lustig, und Frauen sagten: „Boah, echt? So Frauenkram?“ Und ich dachte, da stimmt doch was nicht, wenn alle angenervt sind und Frauenthemen völlig zu Unrecht in der humorlosen Ecke stehen. Männer erzählen nur Männergeschichten und das findet niemand merkwürdig. Deswegen hab ich den Begriff Humorfeminismus erfunden, für alle, die gleich wegrennen wollen, wenn sie Feminismus hören. Und hier schließt sich der Kreis, ich finde, dass grade die wichtigen und ernsten Themen auch Humor brauchen. Wir können viel mehr Leute erreichen. Carolin Kebekus oder Maren Kroymann setzen sich mit Humor für diese Themen ein und ich halte das für mehr als nötig, um auf allen Ebenen der Gesellschaft ein Bewusstsein für die Ungleichheit zu schaffen.

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