Katrin Bauerfeind spricht über "Frau Jordan stellt gleich". Quelle: © Joyn/Johanna Brinckman

Katrin Bauerfeind: „Humor kann das Unerträgliche erträglicher machen“

Ab dem 18. November geht die JOYN-Serie „Frau Jordan stellt gleich“ in die dritte Runde. Darin kämpft die Gleichstellungsbeauftragte Eva Jordan (Katrin Bauerfeind) mit allen möglichen Mitteln gegen Diskriminierung – manchmal sind Spirituosen im Spiel, manchmal Elektroschocker. Im Interview spricht Katrin Bauerfeind über Humor und Feminismus und wie das zusammengeht.

ZEITjUNG: Inwieweit kann Humor Menschen zum Nachdenken anregen und Themen wie Feminismus und Rassismus sowie strukturelle Ungleichheiten und Diskriminierungserfahrungen im Allgemeinen näherbringen?

Katrin Bauerfeind: Meine Cousine lebt in Schwaben das klassische Rollenmodell und hat mich nach der Serie angerufen und gesagt: „Ich fand’s so witzig, aber i hab ned gwisst, dass ich so benachteiligt bin.“ Seitdem schickt sie mir jeden Tag ein Foto oder eine Anekdote, die ihr jetzt auffallen. Mit einem Sachbuch hätte ich sie wahrscheinlich nicht erreicht. Man sieht ja außerdem an Carolin Kebekus, Maren Kroymann oder international Amy Schumer, dass man mit Humor einige und auch einiges erreichen kann.

ZEITjUNG: Wie weit darf Humor gehen? Diskriminierungserfahrungen, das finden viele ja nicht zum Lachen.

Katrin Bauerfeind: Klassisches Missverständnis in Deutschland. Humor heißt ja nicht, etwas lächerlich zu machen. Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt. Beim Leichenschmaus wird auch oft heftig gelacht, nicht weil es witzig ist, sondern heilsam. Es ist ein Ventil. Humor kann das: das Unerträgliche erträglicher machen und das Schwere leichter. Das ist die Facette an Humor, die mich interessiert. Deswegen können wir es uns meiner Meinung nach als Gesellschaft gar nicht leisten, diese wichtigen Themen nicht auch humorvoll zu behandeln.

ZEITjUNG: Eva will so sehr etwas verändern, dass sie andere Ungleichheiten aus dem Blick verliert. Kennen Sie das? Ist es gerade der Kampf für sich, der zeigt, dass es nur zusammen geht, wir Intersektionalität brauchen?

Katrin Bauerfeind: Ich finde den Aspekt ganz schön, dass Eva als Gleichstellungsbeauftragte nicht immer nur die weibliche Robin Hood des Stadthauses ist, immer auf der richtigen Seite und immer im Einsatz für eine bessere Welt, sondern sich manchmal auch völlig vergaloppiert. Man kann das Beste wollen und trotzdem falschliegen. Niemand ist zu 100% nett, feministisch, gerecht oder weise, nicht mal Alice Schwarzer. Wie schon in den letzten beiden Staffeln, kann man mich auch dieses Mal eifrig gen Ziel stolpern sehen, mal mehr und mal weniger erfolgreich, aber eben immer unterhaltsam.

ZEITjUNG: Müssen die Klischees (wie Schwule können nicht werfen) reproduziert werden, reduziert das nicht?

Katrin Bauerfeind: Wir sind eine Comedyserie und zeigen, welche Sichtweisen und Meinungen es da draußen gibt. Wir nehmen das und packen das in Charaktere, die aufeinandertreffen. Das macht am Ende die Comedy aus. Ich persönlich finde es wichtiger zu zeigen, dass es da draußen noch veraltete und überholte Denkweisen gibt, das bringt viel mehr zum Nachdenken, als so zu tun, als hätten wir das lange überwunden.