LiebesLeben: Karriere oder Kinder – beides geht (nicht)

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie. Ein Gastbeitrag von Lena.

Eigentlich hätte ich schon gerne irgendwann einmal Kinder und eine Familie. Gleichzeitig ist mir aber auch mein beruflicher Weg wichtig. Ich möchte mich auf meine Arbeit fokussieren und habe hier noch einiges vor. Bin irgendwie noch nicht bereit für Familienplanung, will mich noch selbst verwirklichen und realisieren. Gleichzeitig ist da mein Freund. Zehn Jahre älter als ich. Steht schon mitten im Leben, hat klare Zukunftspläne.

Eigentlich will ich mal nicht zu spät mit der Familiengründung beginnen, möchte selbst eine coole, junge Mutti sein. Aber irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen. Und dann sind da noch die Klischees und unguten Gefühle, die mich an manchen Tagen beschleichen. Muttersein erinnert mich an Dramödien, wie etwa „Immer Ärger mit 40“. Hollywood ist voll von Ehepaaren, die sich mitten in der Midlifecrisis befinden. Überforderte Eltern, so gut wie kein Liebesleben mehr, aufgeopfert fürs Kind, haben sich selbst und als Paar vollkommen verloren. Genau dieses Klischee hat sich in mein Hirn eingebrannt wie die Sonne in der Mittagshitze mitten im August (letztes Jahr, versteht sich). So will ich nicht sein, so will ich nicht werden. Klar, die Filme sind lustig und irgendwie arrangieren sich die Paare wieder, oder sie trennen sich und finden dann schließlich ihre wahre Liebe, aber mich beeinflussen sie langfristig eher negativ. Nach dem 90-minütigen Fernsehspaß bleibt ein beklemmendes Gefühl tief in der Magengegend. Ein Mahnmal in meiner Hirnregion.

Vielleicht bin ich zu egoistisch. Möchte mir mein Leben nicht versauen lassen von einem Miniatur-Ich, möchte mich nicht aufopfern, mich selbst nicht teilen. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Mutter mich selbst sehr früh bekommen hat, danach war einfach nichts mehr mit Karriereplänen. Ich sehe mich einfach nicht in dieser prophezeiten Rolle, kann mich überhaupt nicht damit identifizieren. Irgendwann möchte ich Kinder haben, aber dann nach meinen eigenen Maßstäben, nach meiner Vorstellung.

Ich glaube, früher hat man sich darüber weniger Gedanken gemacht, da war die Sachlage klar. Kinder sind im Lebensentwurf eindeutig drinnen. Die Frau passt auf, der Mann geht zur Arbeit. Heute ist es etwas anders, so habe ich es zumindest im Gefühl. Wir denken über diese weitreichende Entscheidung weit aus gründlicher nach. Unser Lebensentwurf ist mit unserer Identität eng verwoben und es muss schließlich zusammenpassen.