Eine Idee Liebe: Freunde auf Zeit – eine Fehlinvestition?

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Im Laufe eines Lebens führt man allerlei Beziehungen. Es beginnt zuallererst mit den Eltern, nach und nach werden Freundschaften geknüpft und wieder gelöst, man verliebt und entliebt sich. Blickt man auf sein bisheriges Leben zurück, dann fällt auf, dass es angereichert ist mit Momenten, die man mit Menschen verbracht hat, mit denen man heute nichts mehr zu tun hat. Lediglich Bilder und alte Chatverläufe erinnern an die Zeit, als man noch so richtig dicke miteinander war. Warum hat die Freundschaft nicht gehalten, war nicht alles super?

Wenn ich alte Bilder auf meinem Laptop anschaue, fällt mir auf, dass da größtenteils Menschen zu sehen sind, mit denen ich nichts mehr zu tun habe. Wie Phantome stehen sie neben mir und lachen in die Linse, glücklich für den Moment, festgehalten für die Ewigkeit. Hatten wir uns nicht geschworen, unsere Freundschaft würde für immer halten? Mich stimmt das traurig. So viel Zeit habe ich mit Menschen verbracht, mit denen es in stiller Übereinkunft irgendwann zu Bruch ging. Es war nicht laut, es gab auch keinen richtigen Anlass, es war irgendwann einfach vorbei. Ghosting unter Freunden eben. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich meine Zeit nicht lieber mit Menschen hätte verbringen sollen, mit denen die Freundschaft von Dauer gewesen wäre. Waren diese Freundschaften und Liebesbeziehungen eine Fehlinvestition, eine reine Zeitverschwendung?

Nennt mich altmodisch, aber ich persönlich finde die Vorstellung schön, jemanden zu haben, der einen durchs Leben begleitet, immer und egal was kommt. Und ich bin sehr dankbar, dass ich eine kleine Anzahl solcher Leute an meiner Seite wissen darf. Und dennoch sitzt der Schmerz tief, wenn ich diese Bilder betrachte. Wer garantiert mir, dass das nicht wieder passiert? Es hat zur Folge, dass ich weniger aufgeschlossen bin. Lockere Bekanntschaften und anbahnende Freundschaften genieße ich zunächst mit Vorsicht. Ich habe höhere Ansprüche aber vor allem habe ich Angst davor, wieder verletzt zu werden.