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Gegensätze ziehen sich an! – Im Interview mit Katrin Bauerfeind

Unter dem Namen „Bauerfeind + Kuttner“ haben Sarah Kuttner und Katrin Bauerfeind ein neues Podcastformat gestartet. Ab sofort geht es hier jeden Donnerstag um Alles und Nichts. Und während die beiden über Trash TV, Druck und Zigaretten sprechen, merken sie doch ziemlich schnell, dass sie viel unterschiedlicher sind als zu Beginn des Podcasts vermutet.

Wir durften Katrin Bauerfeind in der vergangenen Woche zum Interview treffen und haben mit ihr nicht nur über ihren neuen Podcast, sondern auch über Konkurrenzgedanken in der Medienbranche und ihre Freundschaft zu Sarah gesprochen. Viel Spaß!

Mein Telefon klingelt 10 Minuten vor unserem vereinbarten Termin. Wenn ich nicht bereits durch den Podcast wüsste, dass Katrin Bauerfeind im schönen Schwabenländle aufgewachsen ist, dann würde ich es spätestens jetzt vermuten. Sympathisch! Ich hebe ab und höre ihre gut gelaunte Stimme am Ende der Leitung: „Sorry, ich bin zu früh, aber ich dachte, du hast vielleicht schon Zeit!“ Habe ich. Tatsächlich freue ich mich schon den ganzen Tag auf dieses Interview, denn ich bin seit Jahren ein großer Fan der omnipräsenten Moderatorin mit dem ansteckenden Lachen.

Rahel: Hallo liebe Katrin, schön dass das geklappt hat! Als ich von dem Podcast gehört habe, war ich begeistert. Das war eine Ankündigung, als würde Milka verkünden in Zukunft mit Lorenz Salzbrezeln zusammenzuarbeiten: Traum-Kombi. Ihr habt es in der ersten Folge schon ein bisschen angerissen, aber vielleicht für alle, die den Podcast noch nicht gehört haben: Wie habt ihr beide zueinander gefunden?

Katrin: (lacht) Das ist wirklich auch meine absolute Traumkombination: Salzbrezeln mit Schokolade ist eine ganz feine Sache. Und zum Podcast: Sarah und ich kennen uns schon ewig. Wir sind schon so lange in den Medien und da läuft man sich immer mal wieder über den Weg. Wir mochten uns direkt und dann passiert, was unter Medienleuten häufig passiert. Man sagt: „Mensch toll, unbedingt mal öfter sehen und was zusammen machen.“ Der Gag ist, dass man sich nie sieht und dann wirklich nie was zusammen macht. Bis zur Podcastanfrage. Wir hatten die Idee schon vor ein paar Jahren, aber irgendwie hat es sich da nicht ergeben. Aber jetzt haben wir direkt zugeschlagen.

Rahel: Ist doch eine gute Sache! Und vielleicht auch eine schöne Fügung, dass ihr den Podcast jetzt erst macht. In der Pandemie gab es ja diese unglaubliche Podcast-Flut. Doch jetzt, zum vermeintlichen Ende von Corona, da kommt euer Format nochmal richtig zur Geltung. (lacht)

Katrin: Ja genau, wir sind die Letzten, die late to the party sind, du kannst es ruhig sagen! (lacht) Lustigerweise – und das war uns selbst gar nicht so klar – sind wir wahnsinnig unterschiedlich. Man kann sehr sicher davon ausgehen, dass wir bei fast allem gegenteiliger Meinung sind. Wenn ich links gehen würde, läuft Sarah schon nach rechts. Ich weiß nicht, ob wir künftig auf einer Scholle der Harmonie durch die Podcastlandschaft schippern oder wir irgendwann wortlos von den Mikros rennen. Aber das ist schließlich, worum es in diesem Podcast gehen soll, dass wir mehr über übereinander erfahren.

Rahel: Ja das stimmt. Ich habe mich das beim ersten Hören auch schon gefragt, ob nicht gerade das der Reiz des Podcasts ist, dass der Hörer oder die Hörerin mehr über euch erfährt, während ihr euch gegenseitig besser kennenlernt.

Katrin: Auf jeden Fall! Im Podcast reden wir ja vor allem über Themen, wo wir die Meinung der anderen noch nicht kennen. In der ersten Folge reden wir zum Beispiel über Druck, in der zweiten über Überfluss. Dann bringen wir beide alles mit, was uns dazu einfällt und tauschen uns im Podcast aus. So redet man privat ja eigentlich nie, was ich ganz spannend finde. Und noch spannender: wir wussten zwar, dass wir Druck anders sehen, weil wir auch unseren Job recht unterschiedlich gestalten, aber teilweise waren wir doch von unseren Positionen…überrascht.

Rahel: Eure Überraschung merkt man dem Podcast auf jeden Fall an! In der ersten Folge meinte Sarah, dass ihr beide häufig in einen Topf geworfen werdet. Was glaubst du warum das so ist?

Katrin: Das ist unsere Vorgeschichte. In unseren 20ern gab es in den Medien gefühlt vier braunhaarige Mädchen: Charlotte Roche, Sarah Kuttner, Nora Tschirner und Katrin Bauerfeind. Und es war nicht unüblich, dass man eine Moderationsanfrage bekam, aber der Name von einer von uns vieren noch nicht ausgetauscht war. Es gab auch schon Artikel, in denen wir einfach plump miteinander verglichen wurden. Passiert bei Männern ja eher selten, dass man random Klaas Heufer-Umlauf mit Jan Böhmermann vergleicht und damit Zeitungen vollmacht.

Rahel: Das ist ja fast so schlimm wie damals diese Vergleiche in einschlägigen Frauenzeitschriften: „Wem steht’s besser?!“

Katrin: Es hört leider nie auf. Jetzt zur MET-Gala wurde doch auch schon wieder viel gefragt: Who wore ist better“ und „Top oder Flop“. Man will schreiend wegrennen, so 90er ist diese bewertende optische Vergleicherei.

Rahel: Ich habe jetzt in mehreren Artikeln gelesen. Zitat: „Obwohl man Konkurrenz vermuten könnte, konnten sich die beiden auf Anhieb leiden …“. Warum wird Frauen so häufig Konkurrenz unterstellt, während man bei Männern wie Klaas und Jan gleich Freundschaft und Unterstützung vermutet?

Katrin: Caroline Kebekus hat, zusammen mit Gianna Mariella-Tripke, gerade ein ganz schönes Buch dazu herausgebracht: „Es kann nur Eine geben.“ Sie beschreibt, dass man früher oft den Satz gehört hat: wir haben schon eine Frau. In der Regel neben fünf Männern versteht sich. Als seien mit einer Frau Frauen grundsätzlich ausreichend repräsentiert. Als Frau, die um die geringen Kapazitäten weiß, denkt man dann noch: „Puh, Glück gehabt, dass ich die eine bin!“ Dadurch ergibt sich natürlich schneller der Konkurrenzgedanke und ohnehin wird Frauen oft diese Stutenbissigkeit unterstellt.  Ha, ein schreckliches Wort.

Rahel: Vielleicht passend dazu meine letzte Frage. Du hast gestern auf Instagram die Deutschen Podcastcharts von Spotify gepostet. Ich habe mir die Top 10 gerade eben nochmal angeschaut und habe zwischen Baywatch Berlin und Gemischtes Hack original zwei Shows und eure gefunden, die von Frauen gehostet werden. Von den US-Amerikanischen Charts möchte ich dabei gar nicht anfangen. Fehlen Frauen in der Podcast-Szene?

Katrin: Frauen sind fast überall, wo’s sprichwörtlich was zu sagen gibt, zu zwei Dritteln weniger vertreten als Männer. Laut Studien haben Männer übrigens das Gefühl, dass es gleichberechtigt zugeht, sobald 30% Frauen dabei sind. Was ja einiges erklärt. Frauen kommen also schwerer durch und es ist ja auch noch nicht so lange her, dass Konsens war: Frauen kann man schlechter zuhören, die Stimmen sind oft unangenehm und haben die überhaupt was zu sagen? Die erfolgreichsten Hollywoodfilme haben laut Studien weibliche Hauptrollen, in der großen Mehrheit der Filme spielen aber Männer die Hauptrollen. Wir sind ja teilweise auch Frauenpodcast genannt worden, wohingegen „Gemischtes Hack“ natürlich nie ein Männerpodcast war. Aber wenn alles gut geht, können wir ja dazu beitragen, dass sich was ändert.

Rahel: Ja das stimmt. Wir geben uns Mühe! Liebe Katrin, vielen lieben Dank für das tolle Interview und viel Erfolg mit dem Podcast. Grüße an Sarah!

Den Podcast finder ihr hier!

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