Eine Frau liegt entspannt in der Hängematte und liest auf ihrem Smartphone. Bild: Pexels

Die neuen Impfverweigerer: „Im Garten war es doch so schön“

Einige Menschen würden aktuell vermutlich alles stehen und liegen lassen, um eine Corona-Impfung zu bekommen – andere schaffen es nicht einmal aus ihrem Garten heraus. Die Zahlen für abgesagte Impftermine sind erschreckend hoch.

Als die deutsche Impfkampagne Ende letzten Jahres anlief, sorgten sich die Verantwortlichen vor allem um diejenigen Personen, die bereits zu diesem Zeitpunkt beschlossen hatten, sich partout nicht impfen lassen zu wollen. Mit großen Aufklärungs- und Motivationskampagnen versuchte die Bundesregierung, gegen die störrischen Impfverweiger*innen vorzugehen – ob diese Taktik Erfolg gehabt hat, wird sich wohl erst in einigen Wochen zeigen. Sechs Monate später ist jedoch eine weitere Gruppe Sorgenkinder auf der Bildfläche erschienen: Immer mehr Menschen sagen ihre geplanten Impftermine ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig und für Außenstehende, die sehnlichst auf ihre Vakzine warten, oftmals nicht zu verstehen.

Von tausenden abgesagten Impfterminen berichteten MDR und Tagesspiegel in den vergangenen Tagen – mit erheblichen Unterschieden zwischen den einzelnen Bundesländern. Während in Berlin, Niedersachsen und Schleswig-Holstein lediglich unter vier Prozent der Impflinge nicht zu ihren vereinbarten Terminen erscheinen, liegt die sogenannte „No-Show-Rate“ in Rheinland-Pfalz bei 15 und in Hessen bei etwa 20 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern geht man gar davon aus, dass teilweise jede dritte Impfdosis anderweitig vergeben werden musste, weil ihr*e Empfänger*in einfach nicht aufgetaucht ist.

Ein Impfzentrum in Sachsen ging der Sache auf den Grund und telefonierte kurzerhand alle Impfverweiger*innen ab. Die Antworten seien ernüchternd gewesen: Einige Impflinge hätten ihren Termin einfach vergessen, andere wiederum hatten aufgrund des sonnigen Wetters andere Pläne oder keine Lust, ihren Garten zu verlassen. Als weitere Beweggründe vermuten Expert*innen die Präferenz, sich beim Hausarzt oder bei der Hausärztin impfen zu lassen, ebenso wie die zunehmenden Lockerungen, die in den Augen einiger eine Impfung „überflüssig“ machen. Auch die nahenden Sommerferien spielen eine wichtige Rolle: Viele Menschen beziehen vereinbarte Impftermine nicht in ihre Urlaubsplanung mit ein und entscheiden sich bei Überschneidungen dazu, diese abzusagen oder ausfallen zu lassen.

Derartige, oft kurzfristige Stornierungen bergen ein nicht irrelevantes Risiko: Momentan haben die meisten Impfzentren zwar noch keine Schwierigkeiten damit, die Termine spontan umzubesetzen. Sobald die Impfquote jedoch weiter steigt und die Anzahl der impfwilligen Personen sinkt, könnte es mit dem Nachrücken deutlich komplizierter werden. Verlorene Impfstoffkontingente wären die Folge. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping sowie Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, appellieren daher an die Bevölkerung:

„Wir dürfen nicht sorglos und leichtsinnig werden.“

Wer Impftermine unbesorgt ausfallen ließe, gefährde in Anbetracht der aufstrebenden Delta-Variante nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern auch die vieler Mitmenschen.

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Bildquelle: Julia Volk von Pexels, CC0-Lizenz