Pro-Palästina = antisemitisch? Proteste in der Zwickmühle

Einfache Antworten auf komplizierte Fragen

Damit begeben wir uns auch schon in die im Titel genannte Zwickmühle: Heißt Pro-Palästina auch gleichzeitig Pro-Hamas? Und ist es Antisemitismus, Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung zu üben? Im Moment scheint der allgemeine Konsens zu sein, dass pro-palästinensisch stets anti-israelisch sei und daher in Deutschland nichts zu suchen habe. Es scheint wieder leichter geworden zu sein, die Palästinenser*innen als die durch und durch Bösen in diesem Konflikt zu betrachten. Umgekehrt muss man ganz besonders aufpassen, wenn man auf die Rolle der israelischen Regierung in diesem Konflikt eingehen will.

Das Problem hierbei ist nicht, dass wir uns gegen Antisemitismus oder Terrorismus positionieren wollen. Vielmehr liegt es darin, dass wir Probleme und Positionen über die Maße versimpeln: Es ist möglich, sich für die Menschenrechte von Palästinenser*innen einzusetzen und sich gleichzeitig klar von der Gewalt der Hamas zu distanzieren. Und es ist auch möglich, sowohl den aktuellen als auch den bisherigen Umgang Israels mit der Zivilbevölkerung in den palästinensischen Gebieten zu kritisieren, ohne sich antisemitischer Parolen oder Gedanken zu bedienen. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch Menschen in Deutschland gibt, die antisemitisches Gedankengut teilen und deswegen die Gewalt der Hamas als gut und richtig erachten – darunter auch viele Palästinenser*innen. Dieses Problem einfach zu verschweigen, bringt uns auch nicht weiter.

Antisemitismusvorwürfe aber einzig und allein davon abhängig zu machen, ob sich jemand negativ über die israelische Regierung äußert oder für die Rechte der Menschen in Palästina einsetzt, hilft nicht dabei, Antisemitismus zu bekämpfen. Um also nochmal auf die eingangs erwähnte Frage einzugehen, ob es sich vertreten lässt, bestimmten palästinensischen Gruppen das Versammlungsrecht abzuerkennen und anderen nicht: Ja, das tut es. Denn die Hamas ist nicht gleich Palästina und nicht jede*r, der/die die Einhaltung der Menschenrechte in Palästina fordert, muss sich damit auf der Seite der Hamas positionieren.

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Bildquelle: Yada Pongsirirushakun via Unsplash; CC0-Lizenz