Jasna Fritzi Bauer – Was verstehst du unter einer „Rampensau“?

Jasna Fritzi Bauer wurde durch den Film „Einen Tick anders“ 2011 bekannt. Außerdem war sie von 2012 bis 2015 festes Ensemble-Mitglied des Wiener Burgtheaters und produziert gemeinsam mit Benjamin von Stuckrad-Barre einen Podcast, „Ja Ja Nee Nee“. Am 20. November erscheint ihre neue Serie auf Vox, „Rampensau“. Wir haben mit der Schauspielerin über ihre verschiedenen Projekte gesprochen und was sie tut, um von dem Trubel abzuschalten.

ZEITjUNG: In „Rampensau“ spielst du Shiri, ein sehr draufgängerisches, rebellisches Mädchen. Was hat dich an dieser Rolle gereizt?

Jasna Fritzi Bauer: Erstens hat mich gereizt, dass ich eine 30-Jährige spiele, die in der Serie eine Sechzehnjährige spielen muss, da konnte ich offensichtlich Parallelen zu meinem eigenen Leben ziehen. Und auf der anderen Seite hat sie einen total anderen Charakter als ich ihn habe. So jemanden zu spielen ist natürlich immer sehr reizvoll. Da kann man so richtig Gas geben und sich austoben.

Also würdest du dich selbst nicht als „Rampensau“ bezeichnen?

Auf gar keinen Fall.

Was ist denn für dich eine „Rampensau“?

Eine „Rampensau“ ist für mich jemand, der forsch nach vorne prescht und gerne im Mittelpunkt steht, so bin ich aber eigentlich nicht. Vielleicht bin ich manchmal im Job so, wenn ich auf einer Bühne stehe. Da kommt es vor, dass ich dann meine innere „Rampensau“ rausholen muss.

Das hätte ich tatsächlich auch gedacht, dass man als Theaterschauspielerin, die du ja auch bist, schon ein wenig „Rampensau“ sein muss?

Naja, man muss beim Theater logischerweise schon ein wenig mehr Gefallen daran finden, auf einer Bühne zu stehen, als beispielsweise beim Film. Das fällt mir aber auch nicht schwer. Ich komme ja vom Theater. Im Theater ist man einer anderen Situation ausgesetzt, das Publikum sitzt vor einem und man spielt jeden Abend den kompletten Bogen seiner Figur, dass ist im Film natürlich anders, da man meist nicht chronologisch dreht.

Nochmal zurück zu Shiri: Sie muss, nachdem ihr (Ex-)Freund mit einem Haufen Drogen erwischt wird, ihr Leben komplett umkrempeln. Warst du schonmal in einer Situation, nach der du dein Leben neu gestalten musstest oder wolltest?

Ne, so radikal kann man das nicht sagen. Klar, als ich in Wien engagiert war, war das zu Beginn schon eine Umstellung, in einer Stadt so weit weg von zuhause zu arbeiten. Gerade beim Theater ist das aber normal, da hat man schnell mal alle zwei Jahre irgendwo anders ein Engagement und muss dann dafür umziehen.

 

Die Serie „Rampensau“ ist nach dem Vorbild einer israelischen Serie gestaltet. Diese wurde von der Hauptdarstellerin selbst geschrieben, weil sie die Nase voll davon hatte, durch ihr junges Aussehen immer nur für Jugendrollen gebucht zu werden. Kennst du das Gefühl?

Zu Genüge kenne ich solche Situationen. Ob meines Aussehens ist das natürlich ein Punkt in meinem Leben, ja.

Gibt es eine Rolle, die du bisher noch nicht gespielt hast, in die du gerne mal schlüpfen würdest?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe nicht wirklich eine Traumrolle, bei der ich mir denke, ich muss jetzt unbedingt mal die „Königin von Saba“ spielen oder so. Ich freue mich, wenn ich weiterhin schöne Projekte machen darf, die mich ansprechen und fordern.

Also hat es dich auch nie gereizt, dir selbst, so ein bisschen drehbuchautorenmäßig, eine Rolle zu schreiben?

Nein, ich kann auch überhaupt nicht schreiben. Wenn, dann würde ich wahrscheinlich auch eher Rollen für andere Leute schreiben, und nicht für mich selbst.

Wenn es das Schreiben nicht ist, dann ist es ja vielleicht etwas anderes. Was dir ja offensichtlich sehr viel Spaß bereitet, ist der Podcast „Ja Ja Nee Nee“, den du gemeinsam mit Benjamin von Stuckrad-Barre machst. Reizt es dich da, vielleicht – ähnlich wie Shiri – Themen anzusprechen oder Positionen einzunehmen, von denen du weißt, dass sie provozieren könnten?

Nicht bewusst, also ich setze mich nicht mit dem Gedanken hin, „heute hau ich mal einen raus“. Es geht um die ehrlichen Gespräche, die wir da führen. Natürlich macht es mir Spaß, Benjamin herauszufordern, ihm dumme Gegenfragen zu stellen, wenn er etwas in den Raum wirft oder so. Das ist aber nicht wahnsinnig überlegt, was wir da machen. Wir denken uns Themen aus, über die wir Lust haben, zu sprechen, aber wir machen uns keine Gedanken darüber, wie diese wirken könnten.

Wie kam denn die Idee zu dem Podcast?

Ich war auf einer Lesung von Benjamin ohne ihn zu kennen und wir waren danach noch mit einer gemeinsamen Freundin etwas Essen. Da haben wir uns gegenseitig zugelabert. Das war komplettes Chaos – keiner hat dem anderen zugehört. Deswegen dachten wir uns, passt doch perfekt für einen Podcast. Wir fanden es spannend, uns gar nicht weiter kennen zu lernen, sondern dann, über ein Medium, das uns auch beiden fremd ist, weiter kennen zu lernen.

Und wie wählt ihr die Themen aus?

Wir sitzen vor einer Sendung zusammen, trinken ne Cola und zerbrechen uns den Kopf. Meistens kommt dann erstmal eine Vorauswahl zustande, die wir dann bei einer erneuten Kaffeesitzung konkretisieren. Aber eigentlich geschieht das alles recht spontan.

Hast du denn ein Wunsch-Thema, das bisher noch nicht behandelt wurde?

Ganz schwierig. Mein Wunschthema Avocados wurde ja bereits behandelt, das war mir super wichtig (lacht). Ich muss auch leider sagen, dass ich in der Hinsicht ziemlich einfallslos bin, also Benjamin fallen deutlich mehr Themen ein.

Neben Podcast, Theater und Film – wie kannst du mal entspannen?

Ich gehe gerne Kaffee trinken oder eine Runde im Park spazieren und treffe mich mit Freunden.

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Bildquelle: TVNOW / Stefan Erhard