Frau in Jogginghose

Jogginghose in der Schule: Warum ein Verbot nichts bewirken wird

Immer wieder hört man, dass an der einen oder anderen Schule Schüler*innen nach Hause geschickt werden, wenn sie in Jogginghose zum Unterricht erscheinen. Sind solche Reaktionen gerechtfertigt oder handelt es sich dabei – provokativ formuliert – nur um die Ansicht verstaubter alter Leute, die auf den jüngeren Generationen herumhacken?

Disclaimer: Dieser Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Die Deutsche-Knigge-Gesellschaft würde ein allgemeines Jogginghosen-Verbot an Schulen auf jeden Fall befürworten. Ihrer Ansicht nach stellt sie keine angemessene Schul- oder Arbeitskleidung dar, sie sei vielmehr ein Zeichen von Nachlässigkeit.

„Mit dem Arbeiten von Zuhause hat sich bei vielen eine gewisse Nachlässigkeit und Bequemlichkeit eingestellt, die außerhalb der eigenen vier Wände nicht funktioniert.“

Deutsche-Knigge-Gesellschaft

Gehört die Jogginghose verbannt?

Eine Schule in Wermelskirchen bei Remscheid hat bereits ein Jogginghosen-Verbot durchgesetzt. Begründet wird es damit, die Schüler*innen sollen dazu animiert werden, Kleidung zu tragen, die nicht zum „Chillen“ verleite. Und in der Arbeitswelt sei die Abkehr ohnehin unabdingbar, da sollte man auch so früh wie möglich damit anfangen.

„Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Dieses dem Modedesigner Karl Lagerfeld zugeschriebene Zitat beschreibt das Image der Jogginghose eigentlich ganz gut, denn seien wir mal ehrlich: Würdest du dich gut aufgehoben fühlen, wenn dein*e Bankberater*in im Jogginganzug zum nächsten Termin auftaucht? Schließlich wurde uns beigebracht, Menschen auch nach ihrem Äußeren – dazu gehört auch die Kleidung – zu beurteilen. Männer in Smoking, Krawatte und Co. strahlen etwa Klasse aus, Damen in Kleid und hochhackigen Schuhen Eleganz. Arbeitsuniformen strahlen Expertise aus, Menschen in Uniform sind kompetent und ihnen kann man vertrauen. Leute in Jogginghosen hingegen sind faul und asozial.

Stimmen all diese Klischees wirklich? Nein, natürlich nicht. Sie sind aber der Grund, warum so viele Menschen bestimmte Kleidungsstücke als unpassend empfinden.

Vom Rebellen zum Mainstream

Diese Prägung lässt sich aber auch ändern: Kannst du dir etwa vorstellen, dass Jeanshosen früher ein Zeichen von Rebellion waren und das Tragen sogar mit Schulverweisen geahndet wurde? Heutzutage ist die Jeans der Standard der Freizeitbeinbekleidung schlechthin und die Go-To-Hose für (halb-) seriöse Situationen.

Mode ist ebenso wie Musik oft mit einem Generationskonflikt verbunden. Während die junge Generation auf der Suche nach einer eigenen Identität ist, die nicht der ihrer Eltern oder Großeltern gleicht, beschwert sich die ältere über moralischen Verfall, Aufmüpfigkeit und mangelnden Anstand. Klar gibt es immer dem abweichende Individuen, das ändert aber nichts am allgemeinen Trend.

Unterm Strich ist es also vollkommen sinnlos, über ein Verbot von Jogginghosen an Schulen oder am Arbeitsplatz nachzudenken. Am Ende überdauert nämlich vor allem die Mode, die die Jugend cool findet. So lernen wir vielleicht auch endlich, weniger Wert auf das Aussehen von Kleidung zu legen. Dann darf Arbeitskleidung auch mal etwas bequemer sein.

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Bildquelle: Foto von Monstera via Pexels; CC0-Lizenz