Ein HUnd liegt auf einem Ledersessel. Bild: Pexels

Fütterer is(s)t anders: Diesen Impact hat Leder auf die Tiere, Gesundheit und Umwelt

Elina Fütterer ist Ökotrophologin, Yoga-Lehrerin und Surfer Girl. In ihrer Kolumne schreibt sie über die wichtigste Hauptsache der Welt: Essen. Genuss ist ein Muss – ohne dabei Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ethik außer Acht zu lassen. Elina nimmt euch mit auf ihre kulinarische Reise. 

Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wo das Leder für meine Schuhe herkommt. Auch, als ich mich schon jahrelang vegan ernährt habe, wollte ich nicht auf Lederschuhe verzichten. Lederprodukte galten schließlich als natürlich, qualitativ hochwertig – und kalte Füße im Winter wollte ich Frostbeule nicht riskieren.

Das hat sich allerdings geändert, als ich auf einem Backpacktrip durch Marokko durch Zufall in einer Ledergerberei landete. “Alter, was ist das für ein Gestank?” war das erste, was meine Freundin zu mir sagte, als wir durch die engen Gassen des Gerberviertels in Fès irrten. Es war so schlimm, dass wir uns irgendwann Kreuzkümmel unter die Nase gerieben haben, um den Geruch zu übertünchen und nicht brechen zu müssen. Wie wir herausfanden, war der Grund für den bestialischen Geruch Vogelmistbeize, Rinderurin oder Taubenkot. Sie werden traditionell anstelle von Chemikalien für die Lederverarbeitung verwendet.

Unfaire Arbeitsbedingungen

Die traditionellen Lederbetriebe in Marokko sind bei Touristen sehr beliebt. Häufig wird man auf die zweite oder dritte Etage eines Nebengebäudes geführt, um sich einen Eindruck verschaffen zu können. Von oben betrachtet sehen die Gerbereien richtig schön aus: In vielen verschiedenen Gruben werden die Tierhäute gewaschen und eingefärbt. Was für das Auge ein richtiges Farbspektakel ist, ist für die Nase die reine Qual. Nicht nur für Besucher*innen, sondern besonders für die Arbeiter*innen in den Gerbereien, die den Gerüchen permanent ausgesetzt sind. Neben einem abgestumpften Geruchssinn erfordert die Arbeit in den Gerbereien vollen Körpereinsatz – oft bei 40 Grad und ohne Schutzkleidung: Reinigen der Rohhäute, Einweichen, Enthaaren, Entfleischen, Gerben, Färben, Fetten und Verarbeiten sind nur einige der Arbeitsschritte, damit aus Tierhaut Tasche oder Schuh wird.

Traditionelle Gerberei in Fès, Marokko. Bild: Laura Montagnani auf Pixabay