Frau hält sich Gorillaz-LP vors Gesicht

Liebeserklärung an: Die Gorillaz

Zwei Schippen Beastie Boys, eine Kelle Daft Punk, ein Klecks Radiohead

Das habt ihr meines Erachtens mit euren Platten, glücklicherweise, immer wieder vermieden, weil sie vor Kreativität und Einfallsreichtum strotzen. Bei euch ist Musik einfach mehr als bloß das Zusammenfügen von Instrumenten und Gesang, es ist eine Art Pastiche. Wenn ich eure Musik kurz und knapp beschreiben müsste, würde ich sagen: Zwei Schippen Beastie Boys, eine Kelle voll Daft Punk, ein Klecks Radiohead, und dann noch eine Prise The Jam. Irgendwo dazwischen lassen sich sicher auch noch Spuren von Kraftwerk und den Talking Heads finden. Da ist es nicht verwunderlich, dass Talking-Heads-Gründungsmitglied Tina Weymouth an einem eurer bekanntesten Lieder, „19-2000“, als Gastmusikerin beteiligt war.

Es ist meines Erachtens auch nicht zu weit hergeholt, euer Debüt-Album als so etwas wie eine aufgefrischte und elektronische Version von dem Album „Check Your Head“ von den Beastie Boys zu beschreiben, welches nicht zu Unrecht in vielen Listen der besten Alben der 1990er auftaucht. Wie auch den Beastie Boys ging es euch nicht darum, möglichst viele Songs zu schaffen, die Ohrwurm-Potenzial besitzen und/oder eine klassische Songstruktur aufweisen. Nein, stattdessen wird viel gesampelt, miteinander vermengt. Es gibt viele Scratchings und einen durchgehenden Beat, was für den Hip-Hop typisch ist, dann aber wieder auch ganz viele Brüche. Etwa die wiederkehrende Horn-Section-Hook in „Rock the House“, die „kaputt“ klingende Gitarre in „Re-Hash“ und, ganz plötzlich, spanischsprachigen Gesang in „Latin Simone“. „M1 A1“ weist einen tollen Tempowechsel auf, der den Song ferner in klassische (Post-)Punk-Gefilde abdriften lässt.

All dies macht, wie schon angedeutet, eure Musik weniger zu erwartbarer und eingängiger Popmusik, sondern vielmehr zu etwas Überraschendem und Skurrilem, ja, manchmal sogar Unbequemem. Aber mir gefällt so etwas, denn das ist mutig und gibt der Popmusik, die es ja letzten Endes immer noch ist, die Chance, sich weiterzuentwickeln.