Frau in der Wüste

LiebesLeben: Wenn das Fernweh größer als das Heimweh ist

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Obwohl wir uns ziemlich oft darüber beschweren, dass wir in der heißen Phase des Klimawandels aufwachsen und unsere Zukunft ziemlich ungewiss ist, so müssen wir doch auch ehrlich zu uns selbst sein und uns eingestehen, dass keine bisherige Generation so frei war wie unsere.

Denn die Welt steht uns offen. Auf der Erde gibt es fast 200 Länder, von denen wir zumindest theoretisch nahezu alle problemlos bereisen können.

Während die Mehrzahl der jungen Menschen, die über den Globus verteilt in ganz verschiedenen Winkeln der Welt leben, leider noch immer nicht die Möglichkeit hat, die schönsten Plätze dieses Planeten zu entdecken, wollen diejenigen, die unfairerweise die Möglichkeit dazu haben, sie selbstverständlich auch nutzen.

Allein der Klang von Worten wie Wanderlust oder Meerweh ist überaus ästhetisch, und noch viel ästhetischer ist die Idee, auf diese Gefühle zu hören, sich auf eine lange Reise zu begeben und tatsächlich durch verschiedene Welten zu bummeln.

Oft gehen Ästhetik und Romantik Hand in Hand. Aber im Falle von Sehnsucht nach Wellenreiten, Weltenbummeln und Vagabundieren geht beides häufig leider nicht miteinander einher – zumindest nicht, wenn man sich allein auf den Weg macht und zu Hause eine*n sehnsüchtig wartende*n Partner*in hat.

„Ich wollte immer weg von hier – obwohl ich dich so mag“

Denn romantisch wäre es wohl, entweder gemeinsam um die Welt zu reisen, oder aber für den*die Partner*in darauf zu verzichten, sich überhaupt erst auf den Weg zu machen, und ebenfalls zu Hause zu bleiben – um der Beziehung willen. Man befindet sich in einem Zwiespalt, in dem die Moral einem predigt, zu bleiben, während das Herz schreit, dass man gehen muss.

Wenn man eine Beziehung führt, ist diese innere Zerrissenheit natürlich besonders stark. Aber auch, wenn man gerade niemanden an seiner Seite hat, den man auf romantische Weise gernhat, so gibt es sicher dennoch mehr als genug Menschen, die man liebt und denen man sich in irgendeiner Weise verpflichtet fühlt.

Vor allem ist es aber die Liebe, die der*die Partner*in, nahestehende Familienmitglieder und enge Freund*innen einem selbst entgegenbringen, die es besonders schwer macht, zu gehen. Farin Urlaub bringt dieses Dilemma in seinem Song Abschiedslied gefühlvoll auf den Punkt. In der ersten Strophe heißt es:

„Gestern Nacht lag ich noch lange wach
Hab‘ darüber nachgedacht
Warum man das, was man am liebsten tut
So selten einfach macht
Ich wollte immer weg von hier
Obwohl ich dich so mag (…)“