Frau und Mann stehen vor einer Staffelei

LiebesLeben: Über Verlustängste und den Vergleich mit anderen Frauen

Im Gegensatz zu meinem ersten Freund ist der jetzige außerdem ein paar Jahre älter und hat allein dadurch natürlich viel mehr mit verschiedenen Mädels erlebt. Da gab es nicht nur eine wunderschöne Ex-Freundin, die aussieht wie die Reinkarnation von Schneewittchen, sondern schon einige Geschichten mehr. Und mehr Frauen bedeuten auch mehr Möglichkeiten zum Vergleich. Da geht es einerseits wieder um das Aussehen. Denn wenn ich jetzt vor dem Spiegel stehe, sehe ich – ganz ähnlich wie in meiner ersten Beziehung – nicht einfach meinen Körper, sondern nur meine zumindest von mir als solche empfundenen Makel: zu dünne Beine, eine zu schmale Hüfte mit oben besagten Hip Dips, ein zu flacher Hintern, ein zu untrainierter Bauch, eine zu breite Taille, zu kleine Brüste, eine zu unreine Haut, zu schmale Lippen und die mir am allermeisten verhassten Schlupflider.

Ich habe das Gefühl, dass das dominierende Schönheitsideal mich jetzt viel mehr beeinflusst als früher. Operierte Instagram-Models mit langen blonden Haaren, vollen Lippen, großen Brüsten, schmaler Taille und großem Hintern schaden meinem Selbstwertgefühl mehr als es früher irgendein Covergirl auf irgendeiner Mädchenzeitschrift je gekonnt hätte. Ich bin absolut Team Anti-Schönheits-OPs, aber ganz ehrlich: Selbst ich habe schon darüber nachgedacht, mir die Brüste vergrößern, die Lippen aufspritzen oder irgendwelche Implantate in den Po einsetzen zu lassen. Was ich sagen will: Ich mache mir einfach viel mehr Gedanken darüber, dass ich nicht perfekt aussehe.

Aber natürlich dreht sich der Vergleich, der in meinem Kopf stattfindet, nicht nur um das Aussehen, sondern auch um Sex. Gedanken à la „Fühlt er sich etwa mehr zu ihr hingezogen?“ oder „Was, wenn es mit ihr besser ist als mit mir?“ oder „Kann sie Sache XY besser als ich?“ Eigentlich weiß ich, dass vor allem letztere Angst vollkommen schwachsinnig ist. Wenn man es schon so stumpf betrachten und verschiedene „Kategorien“ etablieren will, die beim Sex zählen, dann wäre es gelogen, wenn ich zu meinem Freund sagen würde, dass er von allen Menschen, mit denen ich geschlafen habe, in all diesen „Kategorien“ am besten abschneidet. Und trotzdem ist es mit ihm am schönsten – und zwar mit riesigem Abstand zu allen anderen, egal mit wem ich sonst noch etwas am Laufen habe. Warum kann ich mir also nicht einfach klarmachen, dass dasselbe auch umgekehrt gilt (was er mir übrigens auch immer wieder versichert)?