Schild mit Aufschrift: "The world is temporarily closed"

Perspektive aus dem Nachbarland: Lockdown in Frankreich

Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie unterscheiden sich in Europa von Land zu Land. Den ersten Lockdown im Frühling habe ich in Deutschland erlebt, den zweiten in meinem Auslandssemester in Grenoble, mitten in den französischen Alpen. Was die Franzosen anders und vielleicht sogar besser machen als die Deutschen, möchte ich euch hier erzählen.

Nachdem wir im Sommer die Pandemie ein wenig verdrängt hatten und uns schon wieder an offene Geschäfte und Treffen mit Freunden gewohnt hatten, stiegen die Zahlen im Herbst in Frankreich sowie in Deutschland wieder auf ein bedenklich hohes Niveau. Deshalb herrschte ab dem 30. Oktober 2020 das „reconfinement“, also der erneute Lockdown, in Frankreich. Das bedeutete eine Ausgangssperre. Das Haus durfte man nur mit triftigem Grund verlassen und musste dies mit einem vorher ausgefüllten Formular belegen. Erlaubt war das Einkaufen, der Weg zur Arbeit oder auch Sport an der frischen Luft, allerdings nur im Umkreis von einem Kilometer um die eigene Wohnung und nur für eine Stunde am Tag. Die Einhaltung wurde sporadisch kontrolliert. Beim ersten Verstoß drohte ein Bußgeld von 135€, beim zweiten Mal waren es schon 1500€. Kultureinrichtungen, Sportstätten, Gastronomie und der Einzelhandel mit Ausnahme der Supermärkte wurden geschlossen. Im Vergleich zum Lockdown im Frühling was dieser ein „Lockdown light“, denn dieses Mal blieben die Schulen geöffnet und es gab etwas mehr Freiheiten, wenn man das Haus verlassen wollte.

Streng – aber wenigstens effektiv?

Ich habe mich oft über die Maßnahmen beschwert, die soziale Isolation im Ausland war nicht immer einfach. Außerdem habe ich das Wandern und den Sport in der Natur vermisst. Aber man kann sagen, was man will, der Lockdown war wirksam. Zwar sind zu Beginn die Zahlen noch stark gestiegen, weil die Bevölkerung die letzten Tage vor dem angekündigten Lockdown für Barbesuche und Feiern genutzt hat, jedoch sind die Zahlen dann deutlich gesunken. So sehr, dass die Maßnahmen nach vier Wochen gelockert werden konnten. Ab Ende November durften wir uns im Radius von 20km um unsere Wohnung und drei Stunden am Stück draußen aufhalten. Endlich wieder in die Berge! Anfang Dezember durften dann auch Geschäfte wieder öffnen und zwei Wochen später mussten wir keine Formulare mehr ausfüllen. Es herrschte nur noch eine allgemeine nächtliche Ausgangssperre von 20 bis 6 Uhr.