Ein Clownfisch blickt traurig in die Kamera. Bild: Unsplashri

Rettet Nemo

Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran und während es in den einen Ländern dauerregnet, brennen in anderen Teilen der Welt ganze Waldflächen ab. Mal wieder. Der Meeresspiegel steigt, die polaren Eiskappen schmelzen. Wenn es so weiter geht, wird die Erde immer wärmer, das Wetter extremer und viele Lebewesen werden ihren Lebensraum verlieren. Der Klimawandel wird gleichsam zur Klimakatastrophe.

Und was machen wir?

Unsere Konsequenzen sind lasch und zu langsam. Statt der Katastrophe vereint und entschlossen entgegenzutreten, zerstören wir nur weiter unseren Lebensraum. Wälder werden gerodet und unsere blaue Lunge – das Meer – wird leergefischt, zugemüllt und übersäuert.

Dabei ist das Meer ein entscheidender Game Changer, wenn nicht sogar DER – im Kampf gegen den Klimawandel.

Seit 10 000 Jahren zirkuliert in der Atmosphäre unserer Erde eine gleichbleibende CO2-Konzentration. Diesen relativ stabilen Kohlenstoffkreislauf haben wir jedoch ab der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts durcheinandergebracht. Durch den vom Menschen produzierten Kohlenstoff ist die Gesamtkonzentration in den vergangenen 300 Jahren um 50 Prozent gestiegen. So wird mehr CO2 in die Luft abgegeben, als von der Erde aufgenommen werden kann. Die Folge: Die natürlichen CO2-Senken kollabieren.

Eines dieser natürlichen CO2-Senken bildet das Meer, welches einen Großteil, nämlich ein Viertel unserer Emissionen, aufnimmt und so für einen Klimapuffer sorgt.

Das Meer – unsere blaue Lunge

Dort, wo das Meer und die Luft auf der Wasseroberfläche in Berührung kommen, reagiert das H2O mit dem O2 der Luft zu Kohlensäure. Das Wasser an sich nimmt also schon große Mengen des Kohlenstoffdioxids auf, versauert dabei jedoch – unterm Strich sind die Ozeane heute 30 Prozent saurer also noch vor 50 Jahren. Ein niedriger PH-Wert sorgt hingegen für erschwerte Lebensbedingungen. So leiden vor allem die kalkbildenden Meeresbewohner unter dem sauren Wasser. Korallen, Muscheln und besonders Fische im heranwachsenden Stadium sind davon betroffen. Eine höhere Sterblichkeit und schlechtere Fortpflanzungsbedingungen sind die Konsequenz.

Algenpower

Eine wichtige Rolle bei der CO2-Aufnahme des Meeres spielt Phytoplankton. Die aus Algen bestehenden Lebewesen reagieren auf der Wasseroberfläche mit der Sonnenenergie und entziehen der Atmosphäre durch Photosynthese CO2 aus der Luft. Gleichzeitig stellen sie mindestens 50 Prozent, wenn nicht noch mehr, des gesamten Sauerstoffs in der Atmosphäre her. Aus dem Kohlenstoffdioxid setzt sich die Biomasse des Phytoplanktons zusammen – so umgibt sie ein kohlenstoffhaltiger Kalkpanzer. Sterben sie, sinken sie mitsamt dem gebundenen CO2 auf den Meeresgrund hinab. Dort verbleibt das CO2 über hunderte bis tausende Jahre hinweg. Besonders die einzellige Alge Emiliania huxleyi spielt hier eine bedeutende Rolle. Durch die Versauerung der Ozeane vermehrt sich aber auch die Alge unter erschwerten Bedingungen, da der niedrige PH-Wert die Kalkpanzer beschädigt. Massennachkommen werden weniger und die Pufferfunktion des Meeres büßt seine Funktion ein.

Die Wal-Pumpe

Vielversprechend könnten auch Wale beim Kampf gegen den Klimawandel sein. So sorgt eine der bemerkenswertesten Nahrungsketten gleich zweifach für die sogenannte Wal-Pumpe. Während sich Krill ( = garnelenförmige Krebstiere ) aus dem kohlenstoffhaltigen Phytoplankton ernährt, besteht die Ernährung vieler Wale wiederum aus Krill. Dadurch entziehen Wale auf indirekte Weise große Mengen des aus der Atmosphäre stammenden Kohlenstoffs.

Im Vergleich nimmt ein grosser Wal jährlich 550 Kilogramm Kohlenstoff auf, ein Baum schafft im Jahr dagegen nur eine menge von durchschnittlich 22 Kilogramm

Gleichzeitig nähren die Ausscheidungen des Wales das Plankton. Die auf der Wasseroberfläche treibende Nahrungsquelle bietet dem kleinen Lebewesen günstige Bedingungen, um sich fortzupflanzen und wiederum Photosynthese zu betreiben. Kohlenstoffdioxid wird auch hier wieder in geraumen Mengen aus der Atmosphäre gezogen. Leider sind die Walbestände durch den Fischfang um ein Dreiviertel des ursprünglichen Bestandes zurückgegangen.