Optimistischer Nihilismus und befreiende Sinnlosigkeit

Jeder Mensch, jede Kultur und jede Religion beschäftigt sich früher oder später mit der Frage nach dem Sinn des Lebens: „Warum sind wir hier, wohin gehen wir und was kommt danach?“

Die Antwort darauf ist in den meisten Fällen eine auf den ersten Blick nicht allzu kompliziert: Irgendein göttliches Wesen muss uns und alles um uns herum geschaffen habe. Unsere Erde kann ja schließlich nicht nur ein Ergebnis des Zufalls sein!

Aber was, wenn doch? Die Bildung von Sternen, Planeten, Sonnensystemen und Galaxien unterliegt ebenso Naturgesetzen wie das Auftauchen und die Entwicklung von Lebewesen. Der Urknall, obgleich er noch schwer zu greifen ist, hat sich in der Forschung ebenfalls als wahrscheinlichster Ursprung des Universums durchgesetzt und bedarf keines Gottes. Mit jeder neuen wissenschaftlichen Erkenntnis wird die Welt um uns herum rationaler und weniger mystisch.

Nichts ist wahr, alles ist erlaubt

Der Nihilismus-Begriff hat sich mit der Zeit zwar durchaus gewandelt, die Ablehnung von Sinnhaftigkeit ist aber schon immer ein starkes Motiv dieser Weltansicht gewesen: religiöse, politische und gesellschaftliche Ordnungen sind genauso sinnlos wie unsere Existenz an sich. Das macht uns jedoch zu kaum mehr als einem Sandkorn in den großen Weiten des Universums, wir sind keine Schöpfung im Ebenbild einer höheren Macht und haben keinen höheren Auftrag. Für viele eine unbefriedigende Erkenntnis.

Der Nihilismus hat jedoch ein ganz großes Problem: Er liefert uns zwar ein säkulares Weltbild, dass ganz ohne Magie und Wunder auskommt, doch scheitert er beim Versuch, eine Alternative zu bieten. Der Nihilismus reißt das Alte ein, ohne so recht etwas Neues an seine Stelle zu rücken.