Wie der „Pinguin-Effekt“ zu Missverständnissen führt

Selbst Begriffe, die wir eigentlich für recht klar definiert halten, können in der Kommunikation zu Missverständnissen führen: Dieses Phänomen beschreibt der sogenannte „Pinguin-Effekt“.

Auf den ersten Blick scheint es eine ganz einfache Frage zu sein: „Was siehst du vor deinem inneren Auge, wenn du den Begriff ‚Pinguin‘ hörst?“. Du denkst da jetzt vielleicht an einen großen, schwarz-weiß (und am Hals leicht gelb) gefärbten, flugunfähigen Vogel mit spitz zulaufendem Schnabel. Jemand anderes könnte aber ein vollkommen unterschiedliches Bild vor Augen haben: Pinguine seien doch klein, nur schwarz-weiß gefärbt und hätten eine stumpfe Schnabelspitze. Wieder jemand anderes könnte einwerfen, dass man doch die schwarzen Punkte auf ihrer Brust nicht vergessen dürfe – bitte was?!

Und das mit Abstand Verrückteste an der Sache: Keine dieser Antworten wäre falsch! Pinguine können sehr unterschiedlich aussehen und trotzdem Pinguine bleiben.

Sprache ist nicht immer so klar, wie wir denken

Der „Pinguin-Effekt“, wie er daher von Forscher*innen an der kalifornischen Universität Berkeley getauft wurde, kann uns aber auch in vielen alltäglichen Situationen begegnen. So ist zum Beispiel selbst die Farbe Blau nicht immer gleich Blau: Frauen nehmen Farbunterschiede in der Regel feiner wahr als Männer und selbstverständlich kann es auch individuelle Unterschiede bei der Farbwahrnehmung geben. Selbst Temperaturen nehmen wir unterschiedlich wahr – was für die eine Person die perfekte Raumtemperatur darstellt, könnte einer anderen schon zu heiß oder noch zu kalt sein.

Je abstrakter eine Empfindung ist, desto mehr unterschiedliche Vorstellungsmöglichkeiten existieren dazu. Dadurch wird auch die Gefahr höher, dass man aneinander vorbei redet – obwohl man das Gefühl hat, dass doch eigentlich alles glasklar sein müsste. In solchen Fällen ist emotionale Intelligenz wichtig, denn dass sich unsere Wahrnehmung von der anderer Menschen unterscheidet, ist nicht das Problem: Das Problem ist, dass wir uns dieser Denk-Unterschiede oft gar nicht bewusst sind und davon ausgehen, dass unser Gegenüber genauso tickt wie wir. Da es emotional intelligenten Menschen leichter fällt, sich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen, können sie potenzielle Missverständnisse bereits im Vorfeld identifizieren und vermeiden.

Wenn wir also nur aufrichtig zuhören und dabei im Hinterkopf behalten, dass es neben der unseren auch andere Perspektiven gibt (denen wir nicht immer zustimmen müssen), dann können wir Missverständnisse und Streitigkeiten, die aufgrund des Pinguin-Effekts auftreten, weitestgehend vermeiden.

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Bildquelle: Liza Summer via Pexels, CC0-Lizenz