Paar sitzt auf Bett

Sex und Soda: Keine Lust – ist das schlimm?

Lust-Achterbahn 

Manchmal beobachte ich auch an mir selber eine Veränderung der Lust. Während ich an manchen Tagen kaum ohne Sex klar denken kann, will ich an anderen gar nichts davon wissen. Das hängt zum einen natürlich mit meinem Zyklus zusammen, aber auch mit meiner sonstigen Lebenssituation. Bei Stress ist Sex für mich ein schöner Ausgleich. Bei Trauer zum Beispiel möchte ich davon gar nichts wissen. Und auch wenn ich rasend vor Wut bin, kann mir körperliche Nähe gestohlen bleiben. Ich hatte auch schon mehrere Wochen am Stück, in denen ich keinerlei sexuelle Lust empfunden habe und mich auch nicht selbstbefriedigt habe. Auch das ist normal und vermutlich auch gesund. Zu jeder glücklichen Phase gehört auch eine traurige. Sonst würden wir die Glückliche ja gar nicht als solche erkennen. Ohne Ying kein Yang. So abgedroschen es klingt, so wahr ist es auch. 

Und wie sage ich es? 

Auch in einer Beziehung spielt es eine große Rolle, wer gerade wie viel Lust hat. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht, kann das ziemlich frustrierend sein. Mein Ex-Freund hatte oft gar keine Lust und ich habe mir regelmäßig eine Abfuhr geholt. Seine Begründung: „Du willst einfach zu viel Sex.“ Ich fand das schon damals gemein, denn ich finde mindestens ein bis zweimal die Woche nicht zu viel. Trotzdem habe ich damals falsch reagiert und sofort alles auf mich bezogen. Nach jedem „ich mag heute nicht“ sank mein Ego auf den Nullpunkt. Ich habe von mir auf ihn geschlossen und die Rechnung war für mich klar: Wenn er nicht so oft will wie ich, dann findet er mich nicht heiß genug oder liebt mich nicht mehr. Also habe ich ihn eigentlich für sein anderes Lustempfinden verurteilt und fand das für einen Mann Anfang zwanzig nicht „normal“. Heute weiß ich, dass es normal war, aber eben nicht mit meiner Lust zusammenpasste. Oft sind wir eingeschnappt, wenn der andere keine Lust hat. Oder es fühlt sich unangenehm für uns selbst an, wenn wir mal sagen müssen, dass wir keinen Bock haben. So als würde man den anderen damit enttäuschen. Ich bin heute nicht mehr eingeschnappt. Und wenn ich nicht möchte, sage ich ganz klar: „Irgendwie habe ich heute nicht so Lust.“ Ich versuche mich dafür nicht mehr zu entschuldigen. Denn keine Lust zu haben, ist nichts wofür man sich rechtfertigen sollte. Und wir wissen alle: Im Normalfall bekommt sie wie bei einer Achterbahnfahrt wieder ein Hoch. 

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Bildquelle: Alex Green auf Pexels; CC0-Lizenz