Warum sich manche Leute einfach keine Fehler eingestehen können

Wir alle machen Fehler, selbst wenn wir uns das nicht immer eingestehen wollen. Dadurch verwehren wir uns nicht nur die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen: Es schadet auch unseren Beziehungen.

Besser also, wir halten es wie Oliver Cromwell – nicht, indem wir nach Schottland einmarschieren, sondern indem wir uns einen Satz von ihm zu Herzen nehmen. Dieser schrieb der Generalversammlung der Church of Scotland am 3. August 1650 nämlich einen Brief, der die folgenden Worte enthielt:

„I beseech you, in the bowels of Christ, think it possible that you may be mistaken.“

Kurz gefasst: „Bedenkt die Möglichkeit, dass ihr falsch liegt.“ Klingt einleuchtend, immerhin ist es uns Menschen unmöglich, immer perfekte Entscheidungen zu treffen. Mal haben wir nicht die Zeit, gründlich über etwas nachzudenken oder uns fehlt eine wichtige Information, wann anders werden wir von Wut, Angst oder irgendeiner anderen starken Emotion geblendet. Doch obwohl wir uns dieser Tatsache eigentlich bewusst sind, sehen wir uns selbst insgeheim gerne mal als die Ausnahme: Wir selbst wissen immer alles besser, unsere Wut ist immer gerechtfertigt und unsere Entscheidungen sind immer die richtigen.

Warum nehmen wir uns selbst heraus?

Ein zu großes Ego ist ein häufiger Grund dafür, warum sich Menschen keine Fehler eingestehen wollen. Allein der Gedanke, etwas falsch gemacht zu haben, kratzt bereits am Selbstbild und wird daher schnell beiseitegeschoben. Da ist es viel leichter zu vertragen, die Schuld bei den Menschen in unserem Umfeld zu suchen.

Es ist aber nicht immer eine Frage des Selbstbilds: Manchmal haben wir einfach Angst vor den Konsequenzen eines Geständnisses. Macht es uns nicht zu einer schlechten Person, wenn wir einer Person wirklich Unrecht getan haben und sie nicht nur überreagiert? Und was ist, wenn das Unrecht über eine so lange Zeit hinweg geschehen ist, dass die Zahl an Fehlern unüberschaubar wird? Was macht man zum Beispiel als Elternteil, wenn das Kind eines Tages kommt und darüber spricht, wie es durch die eigenen Erziehungsmethoden negativ geprägt wurde? Über Ängste und Unsicherheiten, die sich mit der Zeit entwickelt haben und nun nicht mehr so leicht abzulegen sind. Natürlich wäre erstmal eine Entschuldigung angebracht, aber damit geht noch so vieles einher, über das man sich plötzlich Gedanken machen muss. Das kann ziemlich überwältigend sein, weswegen viele Menschen versuchen, es zu vermeiden.

Wie wir uns damit selbst sabotieren

Ob viele kleine Ausrutscher oder ein großer Fehler: Mit der Zeit wirkt sich alles auf unsere Beziehungen aus. Das ist auch verständlich, schließlich hat niemand von uns gerne mit Sturköpfen zu tun, die immer allen anderen die Schuld an ihren Fehlern geben, aber nie sich selbst. Oder so sehr auf bestimmte Ideen, Vorstellungen und Weltbilder festgelegt sind, dass sie dadurch resultierende Probleme schlichtweg ignorieren. Irgendwann werden sich Leute von uns distanzieren oder gar komplett den Kontakt abbrechen. Im schlimmsten Fall werden wir ihnen auch dafür noch die Schuld geben – sie seien zu kleinlich, sie würden es nicht verstehen und sie müssten etwas ändern.

Halte bei solchen Gedanken also kurz inne und stell dir die Frage, ob du auch einer dir fremden Person in so einer Situation die gleiche Antwort geben würdest. Denn so wie wir uns selbst gegenüber oft viel zu streng sind, so tendieren wir auch dazu, uns für unseren natürlich ganz speziellen Fall irgendwelche Ausreden auszudenken.

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Bildquelle: Liza Summer via Pexels, CC0-Lizenz