„Sigma Males“: Das gefährliche Männlichkeitsideal der Generation Z
„Sigma Male“-Trend ist eine Form von toxischer Männlichkeit
Der Trend hat bereits viel Kritik ausgelöst. Viele TikTok-User*innen finden das Frauenbild des „Sigma Males“ problematisch. So ist in einem „Sigma Male“-Video ein Junge zu sehen, der ein Mädchen auf dem Schulhof arrogant ablehnt, nachdem es versucht hat, mit ihm zu flirten. Daraufhin grinst er stolz in die Kamera, während das zurückgewiesene Mädchen auf einer Bank weint. Der TikToker @latminit_ macht in einem Video deutlich, dass dieses Verhalten gefährlich ist. Auch andere User*innen warnen davor, diesen Trend zu idealisieren.
Die gefährlichen Denk- und Verhaltensweisen hinter dem „Sigma Male“-Trend weisen auf das Phänomen Toxische Männlichkeit (auch: „Toxic Masculinity”) hin. Dabei handelt es sich um schädliche Vorstellungen davon, wie sich männliche Personen zu verhalten und zu fühlen haben, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Toxische Männer zeigen keine Gefühle, denn sie glauben, alles andere wäre ein Zeichen von Schwäche. Dominanz ist für sie das A und O. Deshalb haben sie auch kein Problem damit, andere Personen herabzuwürdigen – vor allem Frauen.
Virale Männlichkeitsbilder sind frauenfeindlich
Dass ausgerechnet Batemans verwerflichste Eigenschaft – sein unergründlicher Hass auf Frauen – von so vielen jungen Männern idealisiert wird, ist nicht verwunderlich. Der „Sigma-Male“-Trend ist nämlich nicht das erste virale Männlichkeitsbild, das Frauenhass fördert. Dass TikTok nicht nur unterhält und eine Plattform für wichtige gesellschaftspolitische Themen darstellt, ist längst kein Geheimnis mehr: Genauso oft wie Makeup-Tutorials schaffen es unter anderem frauenfeindliche Videos von Influencer*innen wie Andrew Tate auf unsere „For You“-Page.
Tate, der mittlerweile wegen Menschenhandels und Vergewaltigung im Gefängnis sitzt, galt im letzten Jahr als einer der bekanntesten TikTok-User*innen. Der Kopf der „Alpha Male“-Bewegung ermutigte auf der Social-Media-Plattform seine männlich gelesenen Follower dazu, Gewalt gegen Frauen einzusetzen – und generierte mit diesen Videos dann auch noch insgesamt 11 Milliarden Aufrufe.
Toxische Männlichkeit zeigt sich beispielsweise auch in der Internet-Subkultur der selbsternannten „Incels“. Der Begriff „Incel“ leitet sich aus dem Englischen „involuntary celibates“ ab (zu deutsch: „unfreiwillig im Zölibat lebende Männer”). Die Subkultur stammt aus den USA und setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die unfreiwillig keinen Sex haben und ebenfalls mentale und körperliche Gewalt an Frauen propagieren.
Das Männlichkeitsideal „Sigma Males“ ist nur eine weitere Form von toxischer Männlichkeit. Alles, was radikalisiert und Hass schürt, hat auf unserer „For You“-Page nichts verloren. Toxische Männlichkeitsbilder wie das des „Sigma Males“ zementieren die Fantasien männlicher Überlegenheit. Die schlecht zusammengeschnittenen „American Psycho“-Ausschnitte mögen auf den ersten Blick harmlos erscheinen, doch die Basis des „Sigma Male“-Trends ist Frauenfeindlichkeit – und darüber sollten wir nicht lächelnd hinwegsehen.
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Bildquelle: Taylor Nicole via unsplash; CC0-Lizenz