Studie: Daran erkennst du, welche Stadt wirklich zu dir passt
München ist die Schickimicki-Metropole, Frankfurt die geschäftige Bankenstadt und Berlin arm, aber sexy. Manche Großstadt-Klischees halten sich hartnäckig; da können gebürtige Städter jedes Vorurteil über ihre Heimat noch so vehement abstreiten. Forscher haben nun herausgefunden, dass tatsächlich jede Stadt einer bestimmen Eigenlogik folgt – und liefern damit wichtige Indizien dafür, welcher Ort wirklich zu uns passt.
Über fünf Jahre untersuchten sie den Zusammenhang zwischen der sich entwickelnden Eigenlogik einer Stadt und die Persönlichkeit und Lebensweise ihrer Bewohner. Auch die Universitätsstadt Darmstadt wurde analysiert: Zu den Themen Kreativität, Generation, Natur, Verkehr, Integration und Sicherheit kamen Bürgerinnen und Bürger selbst zu Wort. Sozialwissenschaftler und Experten interpretierten ihre Aussagen und fanden heraus, dass Darmstädter ihre Heimat überwiegend als harmonisch, ordentlich und entschleunigend erfahren. Sie schätzen das ruhige, soziale Klima mit all seinen vertrauten Routinen. Diese „Gefühlsstruktur“ wirkt sich zwangsläufig auch auf die breite Darmstädter Masse aus: Jeder, der sich hier wohlfühlen möchte, muss sich wohl oder übel mit der Kultur auseinandersetzen – die einen genießen die Ruhe, andere fühlen sich womöglich unterbeschäftigt.
Die unterschiedlichen Arbeitsphilosophien der Großstädter
Weitere Soziologen untersuchten die Städte Frankfurt am Main und Dortmund, um einen schlüssigen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Denkansätzen und Handlungsweisen ziehen zu können. Dafür analysierten sie stellvertretend für die jeweilige Arbeits-und Lebensphilosophie die Praktiken der Berufsgruppe „Friseur“. Sie befragten in beiden Städten Vertreter der Berufsgruppe und kamen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen: In Frankfurt beschrieben die Friseure ihre Arbeit als schnell und getaktet – schneller als die Konkurrenten zu sein hat immer oberste Priorität. Termine sind so kalkuliert, dass kein Kunde länger als fünf Minuten warten muss – und auch die Öffnungszeiten der Salons entsprechen den Wünschen der Kunden.
Im Gegensatz dazu sind die Arbeitstage der Dortmunder Friseure viel weniger durchgeplant, Termine sind nicht immer erforderlich – dafür können die Hairstylisten flexibler reagieren, wenn ein Kunde zu spät kommt. Tatsächlich scheinen es die Dortmunder Friseure generell gelassener anzugehen: Einige arbeiten sogar nur an drei oder vier Tagen die Woche. In Frankfurt ist die Marktorientierung deutlich stärker ausgeprägt als in der Ruhrpott-Metropole – ständige Veränderung und Abhebung sind Kernbegriffe der Frankfurter Arbeitsphilosophie. Dortmunder bauen da eher auf Tradition und Konstanz. Und tatsächlich überleben Dortmunder Friseurgeschäfte mit 24 Jahren im Schnitt länger als anderswo.
Zusammenfassend ist vor allem die unterschiedliche Zeitorganisation ausschlaggebend: Frankfurter Betriebe basieren der Studie zufolge auf Zukunftsplanung und Beschleunigung, Dortmunder Unternehmen hingegen auf Beständigkeit und Entschleunigung.