Ein mit Fingern geformtes Herz in Regenbogenfarben. Bild: Pexels

Kommentar: Sag mal, UEFA, geht’s noch?

Diktatoren und Autokraten hassen diesen einfachen Trick!

Aber einen Augenblick mal, war da nicht irgendwas? Ach ja, stimmt, Menschenrechte: Artikel 2 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte fordert ein Diskriminierungsverbot. Aber wenn in Ungarn ein Gesetz durchgewunken wird, dass Menschen diskriminiert, und die UEFA sich doch für Menschenrechte einsetzten will, ist das dann nicht ein Widerspruch? Wohl nicht, wenn das Geld stimmt, wie auch die Vergabe der WM an Katar durch die FIFA zeigt.

Neonazis in ungarischen Fangruppierungen scheinen eher kein Problem zu sein. Die sogenannte „Carpathian Brigade“, die bei beiden Spielen Ungarns in Budapest präsent war, ist durch rassistische und homophobe Äußerungen aufgefallen. Auch der Hitlergruß soll im Stadion gezeigt worden sein. Wo hat die UEFA da hingeschaut? Vermutlich auf’s Geld.

Es ist eine Sache, mit Ländern zusammenzuarbeiten, die Menschenrechte missachten. Wir erreichen aber eine ganz andere Dimension, wenn ein Zeichen gegen Diskriminierung als „politisches Statement“ gehandelt wird. Wovor hat man Angst? Dass Orban etwa an der Tür klopft und sagt, dass es ihm nicht gefällt, wenn sich Fußballverbände auf dem Feld für Gleichheit aussprechen? Soll die UEFA nun Rücksicht auf ihn nehmen? Ich sage: NEIN! Toleranz endet bei den Intoleranten, Hass ist keine valide Meinung.

Bitterer Nachgeschmack trotz eingestellter Ermittlungen

Der DFB muss zum Glück keine Repressionen erwarten: Obwohl die offiziellen Regularien der UEFA besagen, dass die für das Turnier bereitgestellte Binde getragen werden muss, hat die UEFA die Armbinde als „Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für ‚good cause‘ bewertet“ und zugelassen.

Doch auch wenn die UEFA schnell zurückgerudert ist, zufrieden kann man mit der Entwicklung nicht gerade sein. Es stellt sich nämlich immer noch die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte – seit wann ist der Einsatz für Menschenrechte politisch? Menschenrechte sind universell, stehen über allen anderen Gesetzen und existieren jenseits von Landesgrenzen. Wenn sie verletzt werden, darf die Welt nicht nur schweigend zusehen.

Man könnte meinen, dass ich geradezu besessen von den Menschenrechten bin. Aber wieso auch nicht, schließlich bilden sie doch die einfachste Maxime gesunden Zusammenlebens. Außerdem geht es bei den ganzen Protestbewegungen nicht um Zusatzrechte für die LGBTQIA+-Community: Es geht um Rechte, die wir kennen und die so bereits in Kraft sein sollten! Vor dem Gesetz sind alle gleich, niemand darf aufgrund von Herkunft, sexueller Orientierung usw. diskriminiert werden… das alles ist nicht neu. Darüber muss nicht erst diskutiert werden, danach muss gehandelt werden – ohne wenn und aber. Natürlich wird das denen, die dieses Recht verletzen oder es nicht anerkennen, nicht gefallen, ebenso wenig wie der eigenen Geldbörse – Gutmütigkeit lässt sich leider nicht auf Bankkonten überweisen.