Umweltverbrechen in der Oder: Mysteriöses Fischsterben
In der Oder kam es seit ersten Berichten vom 9. August 2022 zu massivem Fischsterben. Tonnenweise tote Tiere, darunter auch Muscheln, treiben an der Oberfläche des Grenzflusses zwischen Deutschland und Polen, der einst als relativ sauber galt und um die 40 Fischarten beherbergt. Die Ursache bleibt weiterhin mysteriös, fieberhaft wird das Wasser von Wissenschaftlern nach giftigen Substanzen untersucht. Was sich fast schon anhört wie ein Roman des Autors Frank Schätzing, ist in der Oder Realität und wird als große Umweltkatastrophe angesehen. Handelt es sich hier um ein Umweltverbrechen?
Was wir bisher wissen
Trotz umfangreicher Tests wurden noch keine giftigen Substanzen im Wasser nachgewiesen. Kurios ist jedoch, dass ein stark erhöhter Sauerstoffgehalt nachgewiesen wurde. Die Oder hat sich aufgrund der aktuellen Hitzewelle und Dürreperiode stark erwärmt, durch Wärme sinkt der Sauerstoffgehalt des Wassers. Ein Sauerstoffmangel kann zwar auch zu Fischsterben führen, dies war hier jedoch offenbar nicht der Fall. Warum der Sauerstoffgehalt daher so stark erhöht ist, bleibt bisher ungeklärt. Auch der pH-Wert des Wassers ist deutlich höher als normal. Ein erhöhter pH-Wert bedeutet, dass das Wasser zu basisch ist und damit ab einer bestimmten Höhe Verätzungen entstehen können. Sowohl ein stark erhöhter pH-Wert als auch ein erhöhter Sauerstoffwert können jeweils allein für ein Fischsterben verantwortlich sein. Zusätzlich wurden bei der Bergung an einigen Fischkadavern merkwürdige Verfärbungen festgestellt.
Mögliche Ursachen
Zunächst vermutete die polnische Regierung, dass chemische Abfälle in den Fluss gekippt wurden. Möglicherweise sind Giftstoffe aus Industrieabfällen die Ursache, bestätigt hat sich das bisher nicht. Nach einer anderen Theorie könnten für Fische giftige Algen verantwortlich sein, diese würden auch zu einem erhöhten Sauerstoffgehalt führen. Die giftige Algenart hat sich im Fluss rasant entwickelt und es kam bei dieser Art schon häufiger zu Fischsterben. Die Alge wächst besonders gut in salzhaltigem Milieu, daher wird auch vermutet, dass Salz in den Fluss gelangt sein könnte.
Ausmaß der Katastrophe
Viele Tonnen Fisch sind tot, aber auch andere Tiere, für die die Oder ihr Lebensraum bildet, wurden teilweise schon tot aufgefunden. Viele Muscheln sind gestorben, die eigentlich als „Filter“ im Fluss fungieren. Dadurch ist das gesamte Ökosystem der Oder in Gefahr. Sorgen gelten auch der Vogelpopulation, sowie den Ottern und Waschbären. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass sich das Fischsterben weiter ausweitet und die Zuflüsse der Oder betrifft, oder sich bis in die Ostsee ausbreitet. Auch für Badeurlauber gibt es Bedenken, da unklar ist, was mit dem Wasser nicht stimmt.
Fehler der Behörden
Im Zuge der Umweltkatastrophe machte sich auch Kritik an den polnischen Behörden breit. Angelblich war diesen schon am 28. Juli 2022 bekannt, dass es in der Oder zu übermäßigem Fischsterben kam, die Umweltkatastrophe wurde jedoch nicht wie vorgesehen den anderen Behörden gemeldet. Dies bremst auch die Aufklärung des Vorfalls aus.
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