zwei Frauen unterhalten sich auf Schaukeln

„Ihr habt ja nur fast eine Beziehung“ – 9 Vorurteile über offene Beziehungen

7. In eurer Beziehung gibt es keine Eifersucht

Schön wär’s! Okay, es stimmt schon, dass sich offene Beziehungen nicht gerade für Menschen mit Hang zur Eifersucht eignen. Aber obwohl sich Leute freiwillig dazu entscheiden, sich diese extra Freiheiten zu gönnen, heißt das nicht, dass es nicht auch Verlustangst und Selbstzweifel geben kann. Menschen in einer offenen Beziehung entscheiden sich lediglich dazu, sie auszuhalten und probieren sich diesen Emotionen zu stellen. Denn Eifersucht hat oft wenig mit dem*der Partner*in und dessen Affäre zu tun, sondern mehr mit dem eigenen Selbstbewusstsein. Und eine „geschlossene Beziehung“ ist ebenso keine Garantie für weniger Eifersucht.

8. Eine offene Beziehung ist die Lizenz zum Betrügen

Zu oft wird „betrügen“ als simples „Sex mit einer anderen Person“ gesehen. Dabei sind Beziehungen so individuell wie die Menschen, die sie führen. In jeder Beziehung sollte festgelegt werden, was ein Tabubruch ist und welches Verhalten okay ist, denn jeden Menschen stören ganz unterschiedliche Dinge. Für manche ist es der Kontakt zu Ex-Partner*innen, für andere sind es sexuelle Handlungen mit anderen und wieder andere stört Sexuelles nicht, aber dafür vielleicht vertraute und emotionale Freundschaften. Jemanden zu betrügen, das ist Abmachungen zu brechen. Und wenn in einer offenen Beziehung abgesprochen ist, was okay ist, kann das auch kein Betrügen sein.

9. Ein Part der Beziehung hat mehr Gefühle als der andere

Auch das ist ein weit verbreitetes Bild über offene Beziehungen. Eine*r der Partner*innen will sich nicht voll auf die Beziehung festlegen, weil er *sie weniger Gefühle hat als der*die andere. Der Gegenpart hält die Demütigung aus Liebe aus. Das kann natürlich passieren, aber nicht nur in offenen Beziehungen. In jedem Fall ist das eine toxische Abhängigkeit. Offene Beziehungen sind aber nicht schlichtweg kaputte oder toxische Versionen von traditionellen Beziehungen, sondern können genau so gesund und glücklich sein.

Die Liste dieser Vorurteile könnte wohl noch ewig weitergeführt werden. Es ist verständlich, dass viele alternativen Beziehungsformen gegenüber skeptisch eingestellt sind. Sie sind auch nicht für jeden etwas. Doch manchen Menschen eröffnen diese Formen neue Freiheiten oder die Möglichkeit, gesunde Beziehungen zu führen. Und diese sollten nicht von vorneherein verurteilt werden. Mit einem offenen Geist und einer Portion Neugier können wir als Gesellschaft lernen, wie andere Menschen ticken und uns allen dabei neue Möglichkeiten und Wege eröffnen. Und wer weiß, vielleicht sagt ja dem einen oder anderen das Konzept doch zu, wenn erst einmal alle Vorurteile aus dem Weg geräumt sind.

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Bildquelle: Bewakoof.com Official on Unsplash; CCO-Lizenz