Krankenschwester

Was ist meine Arbeit wert?

Es heißt, Geld regiere die Welt. Zumindest öffnet es einem Tore, die anderen verschlossen bleiben und mit viel Geld lässt es sich doch leichter glücklich leben als mit weniger.

Darüber, wer in unserer Gesellschaft also eine ordentliche Gehaltserhöhung verdient hätte, sind wir uns im Grunde einig: Menschen in Pflegeberufen, Lehrkräfte und Erzieher*innen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wer hingegen heillos überbezahlt wird sind CEOs („Chief Executive Officer“), Vorstände großer Unternehmen, Politiker*innen – diese lassen sich auch in schweren Zeiten lieber hohe Boni auszahlen, anstatt das Geld nach unten weiterzureichen und gönnen sich gerne auch mal mehr, als angemessen wäre.

Unsere Auffassung darüber, wer wieviel „verdient“, unterscheidet sich also stark von der Realität der Vergütungen: Und das hat seine Gründe.

Pflege(-fall) – chronisch unterbezahlt

Deutschlands Fachkräftemangel ist in den letzten zwei Jahren nur in wenigen Bereichen so klar ersichtlich geworden wie in der Krankenpflege. Corona hat uns bildstark vor Augen geführt, welchen Herausforderungen sich unser Pflegepersonal stellen muss: Auf täglicher Basis wird sich hier mit Krankheit, Leid und dem Tod von Menschen allen Alters herumgeschlagen – alles Sachen, die wir anderen lieber verdrängen. Das bedeutet aber auch, dass die physische und psychische Belastung, der Beschäftigte in der Pflege ausgesetzt sind, überdurchschnittlich hoch ist.

Warum sich unsere Gesellschaft dort trotzdem kaputtspart, lässt sich mit Sexismus und dem Einfluss des Christentums begründen: Vor dem 19. Jahrhundert fand Alten- und Krankenpflege noch innerhalb der Familie statt und war vor allem die Angelegenheit von Frauen. Das Gebot der Nächstenliebe verlieh dem ganzen zwar ein gewisses Ansehen, machte es aber auch zu einer wahrgenommenen Selbstverständlichkeit. Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem die Tätigkeit professionalisiert wurde. Und weil die Pflege nach wie vor als typischer Frauenberuf (der dem „fürsorglichen, weiblichen naturell“ entspricht) angesehen wird, sind die Gehälter dort im Schnitt niedriger – Stichwort Gender Pay Gap! Zudem haben Pfleger*innen keine starke Lobby und werden daher von der Politik oft vernachlässigt.