Wenn Zuneigung zur Falle wird – so erkennst du manipulative Beziehungen

Was, wenn die Liebe und Zuneigung, die man in einer Beziehung erfährt, nur eine Fassade für gefährliche, manipulative Verhaltensmuster ist? Woran erkennt man, ob dies der Fall ist? Und was sollte man tun, falls sich der*die Partner*in als besonders manipulativ herausstellt?

Die Berliner Morgenpost hat sich diesem Thema gewidmet und Experten zu Wort kommen lassen, um zu erläutern, wie sich Manipulation in Beziehungen äußert und was die Warnsignale sind. Denn Manipulation ist ein komplexes Thema, das jeden treffen kann. Laut Eckhard Roediger, einem erfahrenen Psychiater und Arzt für Psychotherapeutische Medizin aus Frankfurt, manipuliert jeder Mensch zu einem gewissen Grad, um eigene Interessen durchzusetzen. Dies beginnt schon im Kindesalter, wo wir lautstark die Aufmerksamkeit unserer Eltern einfordern: „Entweder, ihr kümmert euch jetzt gleich um mich, oder ich schreie weiter!“. Es gibt jedoch eine Grenze, ab der Manipulation schädlich wird – nämlich dann, wenn die Bedürfnisse des Partners zu Gunsten eigener Ziele vernachlässigt werden.

Achte auf die Signale

Ein manipulierender Partner lässt sich oft an bestimmten Verhaltensmustern erkennen. Roediger zufolge ist das beste Erkennungszeichen für Manipulation das eigene Bauchgefühl. Ein unwohles Gefühl, Angstreaktionen oder eine Enge in der Brust können Indizien dafür sein, dass man manipuliert wird. Darüber hinaus spielen auch innere Stimmen, die zum Nachgeben drängen, eine Rolle. Schuldzuweisungen, ständige Kritik und das Schaffen einer Atmosphäre von Unsicherheit und Abhängigkeit sind weitere Merkmale eines toxischen Partners.

Manipulationstechniken erkennen

Die Palette der Manipulationstechniken ist vielfältig: Einige bekannte Strategien umfassen das Gaslighting, bei dem die Wahrnehmung des Partners verzerrt wird, das Love Bombing, das eine übermäßige Zuneigung und Aufmerksamkeit vorspielt, und das Silent Treatment als eine Form der emotionalen Bestrafung durch Schweigen. Diese Techniken zielen darauf ab, das Bindungsbedürfnis des Menschen auszunutzen – insbesondere bei denen, die in ihrer Kindheit Vernachlässigung erlebt haben.

Wer ist besonders anfällig?

Einige Menschen sind anfälliger für manipulatives Verhalten als andere. Dazu gehören Personen mit einem geringen Selbstwertgefühl, einem starken Bedürfnis nach Anerkennung und jene, die Konflikten aus dem Weg gehen. Aber auch Menschen, die in ihrer Vergangenheit emotionalen Missbrauch oder Vernachlässigung erlebt haben, können leichter zu Opfern von Manipulation werden.

Wie schützt man sich?

Um sich vor Manipulation zu schützen, ist es entscheidend, auf die eigenen Gefühle zu achten und das Bauchgefühl ernst zu nehmen. Roediger empfiehlt, sich der eigenen Werte, Bedürfnisse und Grenzen bewusst zu werden und auch mal Nein zu sagen. In manchen Fällen kann es notwendig sein, sich von der manipulierenden Person zu distanzieren oder sogar die Beziehung zu beenden. Es gilt, das eigene Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen und sich nicht scheuen, Unterstützung von außen zu suchen.

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Bild: © Liza Summer via Pexels, CC0-Lizenz