Y: The Last Man – Eine Gesellschaft ohne Männer

Starke Bilder und vielversprechende Prämisse

Die überlebenden Frauen sehen nun einer mehr als ungewissen Zukunft entgegen: Fortpflanzung erweist sich auf lange Zeit eher als schwierig, wenn es keine lebenden Männer mehr gibt. Doch nicht nur die Zukunft bereitet Sorgen, auch im Hier und Jetzt macht sich durch den Ausfall der männlichen Bevölkerung Chaos breit: Was, wenn es im gesamten Land nur eine einzige Frau gibt, die ein für das Überleben der Menschen essenzielles Stromkraftwerk in Betrieb setzen kann? Frauen, die sich in männerdominierten Berufen durchgesetzt haben, sind nun wichtiger denn je.

Y: The Last Man geizt nicht mit unschönen Bildern: Dadurch wird die Katastrophe nur umso greifbarer und schrecklicher – Ambiente und Stimmung profitieren von dieser Entscheidung, auch wenn die Serie dadurch nicht jedem gefallen dürfte.

Auch verzichtet die Serie bisher auf eine zynische Form der Gesellschaftskritik: Bei so einer Aussicht wäre der Sprung hin zu einem Kommentar à la „eine Welt ohne Männer ist eh eine bessere“ für manch eine*n naheliegend, wenn auch der Gedanke stark vereinfacht und vollkommen ungerechtfertigt ist. Sexismus spielt eine wichtige Rolle; wir erleben Sexisten (sowie Sexistinnen) und die Serie schlägt oft feministische Töne an. Letzteres schafft sie, ohne dabei Männer als Ganzes zu degradieren: Wir sehen ebenso liebevolle Familienväter und Mütter, die am Tod ihrer Söhne verzweifeln – wir erleben keine Aufbruchstimmung, nur Schmerz und Trauer um eine verlorene Welt.

Schnell wird klar, dass Frauen Männer nicht „ersetzen“ werden können, ebenso wenig wie Männer in unserer Gesellschaft Frauen ersetzen könnten – weil man eben einander braucht und will. Damit lässt sich ein tieferes Bild schaffen als mit einem halbherzigen „Frauen können das eh besser“ oder gar einem verletzenden „wir brauchen keine Männer“. Schade eigentlich, dass ich überhaupt das Gefühl verspüre, das erwähnen zu müssen.

Yorick Brown; © 2021 FX Productions, LLC. All rights reserved.