Familie sitzt auf Sofa

ZDFneo-Serie: Wenn die Ehefrau zur Verschwörungstheoretikerin wird

Eine Büchse der Pandora

Für Bitter, die gerne Bezug auf aktuelle Themen nimmt, war es eine große Freude, sich auf die Rolle der Melanie vorzubereiten.  Es sei immer spannend, eine Figur zu verkörpern, die möglichst weit weg von der eigenen Persönlichkeit ist. Zu Recherchezwecken hat sich Bitter auch selbst im Internet auf die Suche gemacht. „Es ist total krass, wie eine Büchse der Pandora“, so die Schauspielerin. „Das ist eine Welt, in der ich in der Intensität vorher noch nicht unterwegs war. Egal was man googelt, man findet immer die Antwort, die man vermeintlich gerade braucht.

„Schlafschafe“ versucht nicht nur zu unterhalten, sondern möchte im Idealfall auch den Leuten eine Reflexionsmöglichkeit bieten und Gespräche fördern. Dabei dienen das Paar Lars und Melanie nur als fiktionales Vorbild, finden sich aber so oder in ähnlicher Weise mit Sicherheit auch in der echten Welt wieder.

In Lisa Bitter hat der Dreh von „Schlafschafe“ auf jeden Fall einen Denkanstoß ausgelöst. „Ich glaube, dass Ängste subjektiv sind. Wenn man das Gefühl hat, dass die eigene Angst nicht ernst genommen wird, ist das ein sehr schlimmes Gefühl“, sinniert Bitter über die Situation Melanies. „Da fühlt man sich allein und greift nach jedem Strohhalm. Es gibt genug Plattformen, die eine vermeintliche Sicherheit in der Welterklärung versprechen und die man in dem Moment auch nicht mehr so hinterfragt. Das ist wie ein wohltuendes Pflaster, das man auf die Wunde, die man mit sich trägt, kleben kann. Das kann ich in dem Sinne nicht verstehen, aber ich kann nachvollziehen, was es mit der Gefühlswelt macht.“

Melanie (Lisa Bitter, l.) passt Franzi (Amanda da Gloria, r.) vor der Klinik ab, um sie von der Gefahr von Schutzmasken für Kinder zu überzeugen. Doch Franzi lässt sich nicht auf Lisas Argumente ein.

Dialog statt Ablehnung 

Lisa Bitter hebt die Rolle des Lars lobend hervor, der Melanies Tendenzen nicht sofort verurteilt, sondern versucht mit ihr im Dialog zu bleiben. Es war für sie verblüffend zu erfahren, dass je mehr Gegenreden und Kritik Melanie erfahren hat, desto mehr hat sie sich in ihrer Sicht bestätigt gefühlt. Mit fortlaufender Entwicklung weigert sich ihre Figur, sich mit der Meinung der Schlafschafe (Bezeichnung für Menschen, mit der sich Verschwörungstheoretiker*innen von „Unwissenden“ abgrenzen) auseinanderzusetzen, was es unfassbar schwer macht, zu ihr durchzudringen und in Dialog zu bleiben. „Das halte ich für sehr gefährlich, denn es ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie, auf den wir uns geeinigt haben, dass man mitgestalten kann, eine Stimme erhält… Das ist eine ganz andere Ausgangslage, die im Verschwörungsglauben existiert.“

Ab dem 12. Mai kann sich jeder in der ZDF-Mediathek selbst überzeugen, ob es „Schlafschafe“ gelingt, den angestrebten Bildungsauftrag zu erfüllen und das sensible Thema „Verschwörungstheorien“ in sechs Folgen gewinnbringend zu beleuchten. Ausgestrahlt wird die erste Folge von „Schlafschafe“ am 13. Mai um 0:45 Uhr auf ZDFneo.

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Bildquelle: ZDF, Raymond Roemke