Hassobjekt: „Oh, hast du abgenommen?“ – Die Akte Adele
Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autor*innen nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Kommentare über den Körper anderer Menschen.
Nach sechs Jahren Pause gibt es endlich wieder neue Musik von der großartigen Adele – und alle reden nur über ihren Körper. Was zum Teufel ist los mit euch?
Als Adele vor einigen Jahren die internationale Musikbühne betrat, kam wohl niemand an dieser außergewöhnlichen Frau mit der Hammer-Stimme vorbei. Dass sie dazu noch nicht unbedingt der optischen Popstar-Norm entsprach, wurde zusätzlich gefeiert. Sie wurde zu einer Art heimlicher Ikone der Body-Positivity-Bewegung. Adeles Karriere ging steil bergauf und bald war sie vom Sternchen zu einem absoluten Star am Popstar-Himmel aufgestiegen. Leider nehmen viele Menschen Berühmtheit zum Anlass, sich ausgiebig über das Erscheinungsbild einer Person auszukotzen. Stimmt schon, dass es bei einem*r Musiker*in oft um mehr geht als seine akustische Präsenz: Style, Image, Auftreten – das ganze Paket eben, Beispiel Billie Eilish. Nachvollziehbar ist auch, dass man als Fan zu seinem angebeteten Star aufschaut und möglichst viel über diesen in Erfahrung bringen will, um das Gefühl zu haben, an dessen Leben teilzunehmen. Aber warum zur Hölle muss man sich immer über das Äußere einer Person unterhalten – berühmt hin oder her.
Die Sache mit dem vermeintlichen Kompliment
Es beginnt schon im Bekanntenkreis. Kommentare wie „Oh, du hast abgenommen?“ oder dergleichen sind in jeglicher Hinsicht unangebracht, wenn nicht sogar übergriffig. Meistens steckt dahinter keine böse Absicht, man möchte vielleicht sogar sein Gegenüber durch anerkennende Worte loben oder seiner Bewunderung Ausdruck verleihen. Aber ich möchte hiermit eines sagen: Wenn die Person nicht von selbst auf ihren Gewichtsverlust zu sprechen kommt, tut man besser daran zu schweigen. Wer weiß, ob sie nicht gerade eine harte Zeit oder Krankheit durchmacht? Vielleicht war es gar nicht ihre Absicht, schlanker zu werden.