Frau mit Schlange

Ängste überwinden: Ein Denkanstoß

Häufig kann man Ängste umgehen. Aber manchmal sind Situationen, vor denen wir Angst haben, kaum zu vermeiden – zumindest nicht, wenn man sich nicht vollkommen zurücknehmen will. Was hilft dabei, Situationen, vor denen man Angst hat, besser zu überstehen?

Jeder hat Ängste. Zwar gibt es Menschen, deren einzige Ängste eher abstrakt sind und sich beispielsweise auf Bindung, Verlust, die Zukunft im Allgemeinen oder den Tod beziehen. Aber die meisten Menschen werden darüber hinaus auch von Ängsten geplagt, die sich auf wesentlich konkretere Dinge beziehen; sie haben regelrechte Phobien.

Häufig vorkommende Ängste sind beispielsweise Höhenangst oder Flugangst, ebenso wie die Angst vor der Dunkelheit oder die Angst vor Geschwindigkeit. Auch die Angst vor Spinnen oder Schlangen ist weit verbreitet.

Ein Weg, diese Ängste zu überwinden oder zumindest besser mit ihnen umgehen zu können, besteht eventuell darin, eine Situation einfach zu genießen. Das klingt erst einmal ironisch, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Angstsituation handelt. Schließlich ist es nicht unbedingt leicht, ein negatives Gefühl wie Angst zu genießen. Aber das muss man auch gar nicht; vielmehr geht es um die Situation an sich. Mir persönlich hilft es, mich in Angstmomenten zu fragen, wann ich denn je wieder so eine Situation erleben werde. Beispiele für die einzelnen Ängste folgen:

Ich sitze im Flugzeug, es ruckelt und ich habe Angst. Ich frage mich: Wann werde ich denn je wieder in einem Flugzeug sitzen und über die Karibik fliegen? Antwort: Wahrscheinlich nicht so bald.

Ich sitze im Riesenrad, die Gondel befindet sich in schwindelerregender Höhe und ich habe Angst. Ich frage mich: Wann werde ich denn je wieder in einem Riesenrad sitzen, in dem man einen so überragenden Ausblick hat? Antwort: Wahrscheinlich nicht so bald.

Ich fahre hinten auf einem Moped mit, die Fahrerin ist viel zu schnell unterwegs und ich habe Angst. Ich frage mich: Wann werde ich denn je wieder in Costa Rica auf einem Moped sitzen und steil bergab fahren? Antwort: Wahrscheinlich nicht so bald.

Ich laufe nachts allein nach Hause, es ist stockfinster und ich habe Angst. Ich frage mich: Wann werde ich diese Stadt denn je wieder so menschenleer und friedlich erleben? Antwort: Wahrscheinlich nicht so bald.

Und hier mein persönlicher Endgegner, vor dem ich leider noch immer ziemlich viel Angst habe:

Ich bin in Costa Rica unterwegs, sehe eine viel zu große Spinne über den Boden huschen und ich habe Angst. Ich frage mich: Wann werde ich denn je wieder durch den Dschungel laufen und ein derart außergewöhnliches Tier sehen? Antwort: Wahrscheinlich nicht so bald.

Was ich mit all diesen Beispielen sagen will, ist: Wenn wir uns bewusst machen, wie einzigartig viele der Situationen sind, in denen wir Angst verspüren, lernen wir währenddessen, diese Situation wertzuschätzen – so schrecklich sie auch sein mag, was den ersten Impuls betrifft.

Das Bewusstsein darüber, dass derart einzigartige Situationen vergänglich sind, nicht besonders oft vorkommen und man sie darum umso mehr genießen sollte, wenn sie einmal eintreten, lässt einen die Angst, die man empfindet, zumindest ein Stück weit vergessen.

Was mich betrifft, frage ich mich, ob diese Taktik auch noch funktionieren wird, wenn ich in Lateinamerika auf meinen Endgegner – die gefürchtete Riesenspinne – treffe. Aber auch dann werde ich zumindest versuchen, die Situation und das mit ihr verbundene Bauchkribbeln einfach so gut es geht zu genießen.

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Bildquelle: MART PRODUCTION von Pexels; CC0-Lizenz