Zu sexy für die Bundeswehr – Urteil im Fall Biefang

Anastasia Biefang ist die erste trans* Bataillonskommandeurin der Bundeswehr und damit frischer Wind für eine Truppe, die sonst eher durch in Kasernen hängende Hakenkreuzflaggen oder katastrophale Ausstattung auf sich aufmerksam macht.

Wenn aber nun eben jene Soldatin in ihrer Tinder-Bio folgendes über sich sagt, dann wirft das natürlich kein gutes Licht auf die Bundeswehr – is‘ klar!:

„spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung auf der Suche nach Sex. All genders welcome.“

Es geht hier nicht um dich, sondern um UNS!

Auf diese Entdeckung folgte ein Disziplinarverweis gegen die Soldatin. Da sie diesen aber nicht so ohne Weiteres hinnehmen wollte, zog sie bis vor das Bundesverwaltungsgericht. Dieses hat schlussendlich zugunsten ihres Arbeitgebers entschieden, die Begründung dafür könnte aber kaum skurriler sein:

Es betont zwar ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, als Befehlshaberin habe sie sich aber an die außerdienstlichen Wohlverhaltenspflichten, wie sie im Soldatengesetz festgelegt sind, zu halten. Dazu gehört auch, dass sie in ihrem Tinder-Profil Formulierungen wie „Suche nach Sex“ oder „all genders welcome“ vermeiden muss, da man ihr dadurch ein wahlloses Sexualleben und einen damit einhergehenden Mangel an charakterlicher Integrität unterstellen könnte.

Offenbar reicht es also aus, offen und direkt über Sex zu reden, um sich für den Dienst in höheren Rängen zu disqualifizieren – vorausgesetzt natürlich, es handelt sich dabei nicht um die „traditionelle“, christlich geprägte Definition von Sexualität, die da lautet: Der Mann will Sex und die Frau hat ihn nur, Sex vor der Ehe ist natürlich tabu und stetig wechselnde Partner*innen oder offene Beziehungsmodelle gehen so gar nicht.

Ein Schuss ins eigene Bein

Beim aktuell herrschenden Personalmangel ist das ein auf allen Ebenen schlechter Zug der Bundeswehr gewesen: Potentielle Rekrut*innen überlegen es sich nun zweimal, ob sie Teil so einer Bundeswehr sein wollen und es werden bereits Solidaritätsbekundungen und besorgte Stimmen aktiver Soldat*innen laut.

Ach, und da wäre dann noch etwas. Ein kleiner Ratschlag von mir, den ihr gerne mit all euren Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern teilen könnt: Es geht euch und alle anderen einen Scheißdreck an, wie das Sexualleben anderer Leute aussieht! Also haltet euch da verflixt nochmal raus!

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Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz