Katja Berlin und Anika Decker

Buchrezension: Nachrichten von Männern

Kritik

Beim Lesen erscheint es oftmals kein zwingendes Muss, dass die einzelnen Kategorien in der Realität nur das Chatverhalten von Männern beschreiben. Denn Ghosting, Benching, Manipulation oder Ich-Botschaften sind ziemlich universelle Dating-Phänomene und beschreiben viel eher schlechte Kommunikationsfähigkeiten oder schlichtweg menschliches (Fehl-)Verhalten, als dass sie explizit nur von einem Geschlecht genutzt werden. Das bleibt auch der große Kritikpunkt am Buch: Obwohl die Autor*innen versuchen, einen feministischen Unterton einzubringen und durch den Hinweis „(m/w/d)“ gendergerechte Sprache einbetten wollen, gelingt dies nicht ausreichend und erscheint daher nicht sonderlich progressiv. Es fehlt die kritische und umsichtige Einordnung und auch die Beschreibungen bleiben leider oft zu oberflächlich, als dass das Buch wirklich einen Mehrwert für das hetero-Dating bringt.

Fazit

Die Autorinnen schaffen es mit ihrem Buch meiner Meinung nach leider nicht, ein allgemeingültiges Abbild des Dating-Lebens und dem damit einhergehenden Nachrichtenaustausch zu beschreiben. Dabei muss man aber auch beachten, dass es sich bei den verwendeten Textnachrichten natürlich auch nur um den Erfahrungsschatz ihres eigenen Freundeskreises handelt, sodass der Inhalt vor allem für eine sehr spezifische, den Autorinnen ähnliche Frauengruppe und deren Dating-Erfahrungen spricht. Ich schätze, das Buch eignet sich vorrangig für Frauen in ihren 40ern, die in ähnlich priviligierten Verhältnissen leben wie die Autorinnen und deren Freund*innen – all denen bereitet das Buch bestimmt Freude und wird sie zum Lachen bringen, weil vieles nachvollziehbar ist. Für die jüngere Generation eignet es sich meiner Meinung nach jedoch eher weniger, da mir die Beschreibungen weniger zutreffend erschienen und dabei eher Geschlechter-Klischees verstärkt und reproduziert wurden. Außerdem wird die binäre Geschlechter-Aufteilung in Männer und Frauen stark betont, anstatt eine progressive, detailreiche und dadurch allgemeingültigere Beschreibung der „männlichen“ Nachrichtentypen zu geben, die humorvoll Verhaltensweisen aufzeigt, aus denen man etwas mitnehmen kann. Wer aber leichte Kost für den Sommer braucht und frustriert vom eigenen (hetero) Dating-Leben ist, für diejenige kann das Buch bestimmt dennoch unterhaltsam sein.

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Bildquelle: Edith Held