Wortschöpfung in Krisenzeiten: Der kreative Umgang mit Corona

Wortschöpfung in Krisenzeiten: Der kreative Umgang mit Corona

Von dieser Kreativität sind selbst die Briten erstaunt: Der „Guardian“ erklärt in einem Artikel seinen Lesern die Bedeutungen deutscher Wortneuschöpfungen, die sich im Zuge der Pandemie gebildet haben. Und davon gibt es sehr, sehr viele.

Die deutsche Sprache schafft es mitunter am besten, neue Wörter für aktuelle Begebenheiten zu finden. Kein Wunder also, dass nun ebendiese Sprache, die uns bereits mit Meisterwerken linguistischer Agilität wie dem „Rindfleischettiketierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“ gesegnet hat, im Zuge der Pandemie viele neue, mitunter skurrile Wörter über unsere Zungen gehen gelassen hat. Und das nicht zu knapp, so das Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache (IDS), welches diese Wörter gesammelt und in einer Datenbank veröffentlicht hat.

Vom „Abstandsbier“ bis zum „Kuschelkontakt“

Die Liste des IDS reicht von Wörtern wie coronamüde und der Coronafrisur bis hin zu selbst mir bisher unbekannten Begriffen wie etwa dem Abstandsbier fürs Trinken mit Freunden unter Einhaltung des Sicherheitsabstands und überzoomt für diejenigen, die an zu vielen Videokonferenzen teilnehmen mussten. Mit Beginn der Impfungen begann zudem auch der Impfneid und an Hamsteritis leiden Leute, die – besonders zu Beginn der Pandemie – Haushaltsartikel und Lebensmittel gehortet haben. Der Typ in der U-Bahn, der nicht einmal die Maske richtig aufsetzen kann, wurde zum Maskentrottel deklariert und die Einkaufshelfer unterstützen Menschen, die Teil der Risikogruppe sind, indem sie Erledigungen – wie etwa Einkäufe – für sie tätigen. Der Kuschelkontakt ist die Person, die man für das Bisschen an vertretbarem Körperkontakt trifft, wenn es sonst heißt: „Abstand halten!“. Und der Fußgruß ist die neue hippe Art, wie du deinem Gegenüber auf hygienische Art und Weise „die Hand reichen“ kannst – nur halt mit dem Fuß.

Das ist nur eine kleine Auswahl der Wörter, die das IDS gesammelt hat: Auf diese Art und Weise hat die Pandemie bereits über 1.200 neue Wörter hervorgebracht. Im Vergleich zu den üblichen 200 Wörtern, die jedes Jahr entstehen, ist das ein Anstieg um das 6-fache! Nicht verwunderlich, hat doch seit Jahrzehnten nichts so einschneidende Auswirkungen auf unser Alltagsleben gehabt. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich dies in unserer Sprache auswirkt.

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Neue Wörter für neue Herausforderungen

„Wenn neue Dinge in der Welt passieren, sucht der Mensch nach einem Namen dafür“

so Christine Möhrs, eine der an dem Projekt beteiligten Forscherinnen, die im Guardian zitiert wird. Denn Dinge ohne Namen machen uns Angst und schaffen Unsicherheit. Wenn wir aber Dingen einen Namen geben können, dann können wir auch mit anderen darüber reden. In Krisenzeiten ist das besonders wichtig. So erzählt dieses Projekt die Lebensgeschichten der Menschen während der Pandemie.

Meiner Meinung nach kann es ruhig so weitergehen – ich freue mich immer über ein paar neue Wort-Kreationen. In Zukunft dann nur ohne einem lebensgefährlichen Virus, bitte.

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Bildquelle: cottonbro von Pexels; CCO-Lizenz