Dating Beziehung Love Bombing

Neues aus der Dating-Hölle: „Love Bombing“

Das Dating-Universum hat wieder einmal zugeschlagen. Es gibt einen neuen Player im riesigen, sowieso schon so unglaublich komplizierten Kosmos, wo Menschen einfach nicht zueinander zu finden scheinen. Er nennt sich „Love Bombing“.

„Love Bombing“ ist nicht etwa ein neuer Song von Tom Jones, sondern ein aufkommender Trend im Dating-Kosmos, wo im Grunde genommen wieder versucht wird, einem alteingesessenen Problem einen neuen Namen zu geben. Am Anfang der Beziehung überschüttet dein gegenüber dich noch mit Liebe, trägt dich auf Händen und scheint dir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Die Welt ist perfekt, und du schwebst betrunken vor Liebe auf Wolke 7. Denn mal ganz ehrlich: wer bitteschön würde so viel Aufmerksamkeit nicht genießen? Klingt erstmal gar nicht schlecht, und eigentlich auch eher nach First World Problem. Ganz nach dem Motto: „Ich werde zu sehr geliebt, holt mich hier raus!“. Doch nach und nach arten diese überschwängliche Akte der Zuneigung in ein obsessives Verhalten, und ehe du dich versiehst, befindest du dich in den Fängen eines „Love Bombers“. Was am Anfang noch süß und aufmerksam erscheint, wandelt sich in Psychoterror um.

 

Wohin nur mit den ganzen Emotionen?

 

Das Phänomen ist – so wie die meisten Dating-Trends – nicht neu. Dass Liebe als psychologisches Druckmittel verwendet wird, existiert wahrscheinlich schon seit Beginn der Menschheit. Bloß ist es in Zeiten von Facebook, Instagram und Co. viel einfacher geworden, jemanden mit Liebe und Aufmerksamkeit zu überschütten als noch vor 50 Jahren. Bis ein Brief oder ein Telegramm erst einmal angekommen ist, könnten Tage oder gar Wochen vergehen. Aber heutzutage schickst du deinem Schwarm einfach eine kitschige Nachricht nach der anderen, und – siehe da – du vermittelst deinem Gegenüber das Gefühl, dass du unentwegt an ihn oder sie denken musst. Es gibt ständig Geschenke, unerwartete Besuche und allerlei nette Gesten. Du bekommst alles ab, was dieser Mensch an Gefühlen und Zuneigung zu bieten hat und wirst mit Liebe bombardiert, bis kurz vor einem Emotionsoverload.

 

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Du investierst all deine Gefühle also in diese Person. Und bis dir mal klar wird, dass all diese romantischen Gesten nur als Grundlage fungieren, um dich zu und manipulieren, ist es auch schon zu spät. Denn bei „Love Bombing“ geht es weder um Liebe noch um Zuneigung – es geht um Kontrolle. Wer Aufmerksamkeit geben kann, kann sie auch genauso gut wieder nehmen, wodurch du ständig an der kurzen Leine gehalten wirst. Und genau das macht diese Sache auch so perfide. Nach und nach schwingen diese Gesten in emotionale Erpressung um. Wenn du beispielsweise mal wieder etwas mit deinen Freunden unternehmen willst, folgen darauf Eifersucht, Wut oder eben ein kompletter Entzug jeglicher Kommunikation und Emotion. Und am Ende stehst mit deinem schlechten Gewissen und Überschuss an Emotionen im Regen und weißt nicht was du machen sollst. „Love Bombing“ ist daher eher weniger Dating-Masche als psychologischer Missbrauch.

 

Und jetzt?

 

Sollen wir also jetzt jeden des „Love Bombings“ beschuldigen, der übermäßig nett zu uns ist? Ins Kloster gehen und nie wieder daten? Das wäre zwar eine Lösung, dann gäbe es aber irgendwann keine Menschen mehr auf dem Planeten. Solltest du jedoch das Unglück haben auf einen „Love Bomber“ zu stoßen, versuche nicht diese Person zu ändern. Denn eigentlich sind „Love Bomber“ selbst bloß verunsicherte Narzissten, die das Bedürfnis haben ihre minimale Macht an anderen Menschen auszuüben, und sowas lässt sich nur ziemlich schwer ändern. Was man hier machen kann, gilt eigentlich für jede Art Beziehung, in der du dich unter Druck gesetzt fühlst: nimm deine Beine in die Hand und lauf!

 

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